Die Vorteile von Kunststoffen als Baumaterialien

Auch wenn bei einigen Kunststoffprodukten nach wie vor Umweltbedenken bestehen, ist das Material aufgrund seines geringen Gewichts und seiner Vielseitigkeit in der Anwendung ideal für den Einsatz im Baugewerbe geeignet.

Kunststoffe im Bauwesen

In den Eröffnungsszenen von Mike Nichols‘ legendärem Film „Die Reifeprüfung“ aus dem Jahr 1967 ist Benjamin Braddock, der Antiheld des Films, ratlos, was seine Zukunft angeht. Mr. Robinson, ein Geschäftsmann und gleichzeitig ein Freund der Familie Braddock, versucht zu helfen, indem er dem jungen Mann enthusiastisch einen Rat erteilt: „Mach doch etwas mit Kunststoff, das ist die Zukunft. Denk mal darüber nach. Wirst du darüber nachdenken?“ Ohne jegliche Begeisterung antwortet Benjamin, dass er dies tun werde.

Wenn man jetzt auf die Zeit vor einem halben Jahrhundert zurückblickt, ist es schon fast befremdlich, dass ein Material, das heute so alltäglich ist, damals noch eine sich entwickelnde Technologie war. Zu dieser Zeit wurden neue Dinge aus Kunststoff hergestellt, die einen unvergleichlichen Komfort boten. Außerdem hatte man mit Kunststoff unzählige Möglichkeiten, Dinge anders zu gestalten. Es war, wie Robinson im Film betont, die Zukunft.

Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild. Statt mit Komfort wird das Wort „Plastik“ bei vielen eher mit Müll und Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht. Der Grund dafür ist leicht nachvollziehbar.

Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Plastics Ocean International fallen jedes Jahr weltweit mehr als 300 Millionen Tonnen Plastikabfälle an, von denen bis zu 8 Millionen Tonnen jährlich in den Weltmeeren landen. Was das alles für die Meerestiere bedeutet, wird jetzt von Naturwissenschaftlern wie Sir David Attenborough und anderen verstärkt öffentlich gemacht.

Es besteht zwar eindeutig ein Problem mit Plastikmüll, aber es werden große Anstrengungen unternommen, um die Verschmutzung einzudämmen, die überall auf der Welt Landschafts- und Meeresgebiete belastet.

Und so sehr wir auch alles in unserer Macht Stehende tun sollten, um dieses Problem anzugehen, sollten wir nicht vergessen, dass Plastik mehr ist als das Bild einer Einwegflasche, die im Fluss treibt, oder einer weggeworfenen Einkaufstüte, die von einer herbstlichen Brise durch die Lüfte gewirbelt wird.

Ein sehr nützliches Baumaterial

Mehrfach gebraucht – und vernünftig entsorgt – ist Plastik noch immer das wertvolle Material, das es in den 1960er Jahren war. Tatsächlich sogar noch wertvoller. Dank der technologischen Fortschritte sind Kunststoffe wesentlich leichter als Metalle und können dank neuer Zusatzstoffe für eine breitere Palette von Endprodukten eingesetzt werden, unter anderem in der Medizin, im Verpackungs- und Automobilbereich sowie natürlich auch im Bauwesen.

Wenn man an Kunststoffe in der Baubranche denkt, fallen einem Dinge wie Rohre, Entwässerungssysteme und Dachrinnen ein. Und das aus gutem Grund. Das Gewicht dieser Teile ist wesentlich geringer als das der Metallvorrichtungen, die früher verwendet wurden. Die schnelle Installation ist ein weiterer Vorteil dieser Systeme.

So hat das britische Unternehmen Polypipe, das Kunststoffrohrleitungen und Entwässerungssysteme herstellt, für die Stadtverwaltung von Southampton beispielsweise ein komplettes Entwässerungsnetz entworfen, um die bestehenden gusseisernen Rohrleitungen in einem 73 m hohen Wohnhaus zu erneuern.

Aufgrund der Beschaffenheit des Systems konnte die Installation im Vergleich zum durchschnittlichen Zeitaufwand für solche Arbeiten um 40 % verkürzt werden.

Kunststoffe werden bereits für die Grundbestandteile eines Gebäudes genutzt und ihr Einsatzbereich im Baugewerbe wird immer größer. Innovationen und Fortschritte in der Materialtechnologie und vor allem im Recycling ermöglichen den Einsatz von Kunststoffen sowohl in Gebäuden als auch in der Infrastruktur. Das sind Endmärkte, die vor einem halben Jahrhundert noch undenkbar waren.

Die Kunststoffrohre von Polypipe verdeutlichen die Vielseitigkeit von Kunststoffen im Bauwesen.
Bei der Installation von Kunststoffrohren der Firma Polypipe in einem 73 m hohen Wohngebäude in Southampton konnte 40 % der Arbeitszeit eingespart werden.

Unzählige Einsatzmöglichkeiten

Kunststoffe können zu einer emissionsärmeren Wirtschaft beitragen, insbesondere in Verbindung mit neuen Bio-Harzen, die aus Erdöl gewonnene Kunststoffe ersetzen. Und wenn Kunststoffe nach dem Gebrauch entsorgen werden, können sie in neue Produkte umgewandelt werden.

Zum Beispiel in Autobahnen. Unternehmer auf der ganzen Welt haben Verfahren entwickelt, nicht recyclebare Plastikabfälle zu Straßenbelägen zu verarbeiten.

Eines dieser Unternehmen, MacRebur mit Sitz im schottischen Lockerbie, gibt an, dass es für einen Kilometer Straßenbelag für eine sechs Meter breite Straße, die mit seinem MR-Produkt (dem Bitumen beigemischt wird, um dessen Reichweite zu verlängern) belegt wird, Plastik mit einem Gewicht von 741.000 Einwegplastiktüten verarbeitet. Eine Tonne der MacRebur-Mischung enthält 80.000 Plastikflaschen, was ein gewaltiger Schritt für das Recycling von Kunststoffen im Bauwesen darstellt.

Außerdem gibt es die 30 Meter lange Kunststoffbrücke über den Fluss Tweed bei East Dawyck, die vollständig aus wiederaufbereiteten Plastikabfällen besteht und von der britischen Firma Vertech Composites entwickelt wurde.

Während nach alternativen Verwendungsmöglichkeiten für allgemeine Plastikabfälle gesucht wird, produziert die Baubranche selbst eine beträchtliche Menge des Abfalls, indem sie Schrumpffolien und ähnliche Produkte verwendet, um Materialien zu Baustellen zu transportieren.

Doch auch hier geht man neue Wege, um das Problem zu lösen, indem Verpackungen nach Möglichkeit wiederverwendet und nicht dem Recycling zugeführt werden.

Gebäude aus Kunststoff

Falls Sie aber glauben, dass es nur darum gehe, eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe im Bauwesen zu schaffen, sollten Sie noch einmal überlegen. Die Entwicklung von Strukturen, die Kunststoffe integrieren, wird immer mehr von der Baubranche angenommen. Manchmal ist es sogar so, dass solche Strukturen nicht nur Kunststoffe enthalten, sondern vollständig aus Kunststoffen bestehen.

Der Serpentine Pavillon von 2015, der von dem spanischen Architekturbüro Selgascano gestaltet wurde, bestand beispielsweise aus einer amorphen, doppelwandigen, polygonalen Struktur, die aus verwobenen Paneelen aus einem lichtdurchlässigen, mehrfarbigen Polymer auf Fluorbasis bestand.

Der vor fünf Jahren errichtete Pavillon war ein temporäres Bauwerk und erregte die Aufmerksamkeit, war aber gleichzeitig ein wenig umstritten. Und ebenso wie bei anderen derartigen Unikaten macht es deutlich, was mit diesem Material möglich ist. Es erforscht die Möglichkeiten von Kunststoffen im Bauwesen.

In anderen Gebäuden werden Kunststoffe integraler eingesetzt. Kunststoffe werden seit Jahren zur Dämmung verwendet. Vor einem Jahrzehnt entwarf ein polnisches Architekturbüro ein Haus, das mit einem Material namens Thermopian verkleidet wurde, was normalerweise für Dacheindeckungen verwendet wird.

Thermopian hat gute thermische, akustische und isolierende Eigenschaften und kann in jeder vom Kunden gewünschten Farbe installiert werden.

Der Serpentine Pavillon zeigt, wie Kunststoffe im Bauwesen eingesetzt werden können.
Serpentine Pavillon, 2015 von Selgascano entworfen; Bild © Iwan Baan.

Vielseitigkeit und Beständigkeit

Die Kunststoffbranche hat seit jeher eine enge Verbindung mit dem Baugewerbe. In Großbritannien sind einige Hersteller von Kunststofferzeugnissen Mitglied der British Plastics Federation (BPF), die bestrebt ist, das Material zu fördern, wo immer es geht und zu deren Mitgliedern Polypipe und andere Unternehmen zählen.

Philip Law, Generaldirektor der BPF, ist berechtigterweise optimistisch, was das Verhältnis seiner Branche zum Bausektor betrifft.

„Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Beständigkeit spielen Kunststoffe zweifellos eine bedeutende Rolle im Bauwesen und wir sehen ständige Innovationen in diesem Bereich“, so Law. „Kunststoffe sind für die Erneuerung der Infrastruktur – ob baulich oder digital – von entscheidender Bedeutung.“

„Ihre isolierenden Eigenschaften, die zu einer höheren Energieeffizienz führen, stellen Kunststoffe an die Spitze der Dekarbonisierung“, führt er weiter aus.

Wie schon Mr. Robinson sagte, sind Kunststoffe in der Baubranche also wirklich die Zukunft. Merk dir das, Benjamin.

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