Bauteams sehen sich täglich mit einer Flut von Daten konfrontiert. Pläne, Rückfragen, Verträge und Ausführungsunterlagen sind oftmals in komplexen Dokumentenverwaltungssystemen verborgen.
Was wäre, wenn das Antwortenfinden so einfach wäre wie das Fragenstellen selbst?
Sarah Buchner, Gründerin und CEO von Trunk Tools, wollte diese Vision Wirklichkeit werden lassen. „Das größte Problem im Baugewerbe ist, dass wir viele Daten haben, aber damit kaum etwas anfangen können, weil sie so unstrukturiert und schwer zu analysieren sind“, so Buchner.
Ihr Unternehmen löst das Problem mithilfe von generativer KI und zwar mit einem dialogorientierten, chatbasierten Tool, mit dem Projektmanager und Baustellenleiter sofort auf die benötigten Informationen zugreifen können. „Man stellt eine Frage und erhält eine Antwort, inklusive Links zu Originalquellendokumenten. Man klickt und erhält die Originaldatei.“
Einblick in TrunkText: Wie sorgt generative KI für intelligentere Arbeitsabläufe im Baugewerbe?
TrunkText ist der Chatagent von Trunk Tools, mit dem Baufachkräfte Projektdaten abfragen. Dank eines großen Sprachmodells (Large Language Models, kurz: LLM) können sogar Arbeitsabläufe wie der Vergleich von Ausführungsunterlagen mit technischen Projektdaten automatisiert werden.
„Anstatt dass ein Mensch die beiden Dokumente vergleicht, übernimmt das die KI“, erklärt Buchner. „Es gibt so viele Arbeitsabläufe in unserem Alltag, für die wir einfach keine Menschen mehr brauchen.“
Anwendung im Alltag: So hat TrunkText die Erweiterung des Baird Centers optimiert
2021 begann Gilbane Building Co. mit den Arbeiten an der 456 Millionen US-Dollar (438 Millionen Euro) teuren Erweiterung des Baird Centers in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin. Bei diesem gewaltigen Projekt wurden mehr als 33 GB Daten aus rund 21.000 Dokumenten erfasst. Angesichts näher rückender Fristen kostete das Durchsuchen dieses Datenbergs kostbare Zeit.
So verwandeln große Sprachmodelle Baudaten in Antworten
Bei Bauprojekten fallen riesige Mengen unstrukturierter Daten an, wie z. B. Pläne, Rückfragen und Unterlagen, Verträge und tägliche Berichte.
Das Problem: Viele dieser Informationen befinden sich in unterschiedlichen Dateien, Formaten und Plattformen, was den Zugriff und die Analyse erschwert, wenn schnell Entscheidungen getroffen werden müssen.
Hier kommen große Sprachmodelle (Large Language Models, kurz: LLMs) ins Spiel. LLMs sind eine Art von künstlicher Intelligenz, die mit riesigen Mengen an Textdaten trainiert wird. Sie zeichnen sich durch das Verständnis von Sprachmustern, Kontext und Bedeutung aus – also Fähigkeiten, die sie perfekt für die Vereinfachung komplexer Baudaten machen.
So funktionieren LLMs im Baugewerbe:
- Datenverarbeitung: Wenn Dokumente wie Verträge und Ausführungsunterlagen in eine KI-gestützte Plattform wie TrunkText hochgeladen werden, scannt und indiziert das LLM deren Inhalte und verwandelt sie in durchsuchbare Daten.
- Semantisches Verständnis: Im Gegensatz zu einfachen Suchmaschinen, die sich auf Schlüsselwörter stützen, verstehen LLMs die Bedeutung hinter den Anfragen. Wenn ein Projektmanager also fragt: „Wie hoch ist die maximale Tragfähigkeit von Träger X?“, kann die KI die relevanten technischen Daten finden, selbst wenn der genaue Wortlaut nicht im Dokument steht.
- Kontextuelle Antworten: LLMs bieten kontextreiche Antworten, indem sie direkt auf die Quelldokumente verweisen. Die Benutzer erhalten nicht nur eine Antwort, sondern bekommen auch die entsprechenden Belege.
- Automatisierung sich wiederholender Aufgaben: Neben der Beantwortung von Fragen können LLMs auch Aufgaben wie den Vergleich von technischen Daten oder die Erstellung von Zusammenfassungen übernehmen, wodurch manuelle Arbeit reduziert wird.
Durch die Umwandlung unstrukturierter Projektdaten in klare, umsetzbare Erkenntnisse können LLMs Bauteams dabei helfen, Zeit zu sparen und kostspielige Fehler zu vermeiden, sodass sich die Teams auf die ordnungsgemäße Ausführung ihrer Arbeit konzentrieren können. In einer Branche, in der viel auf dem Spiel steht und jede Minute zählt, ist das entscheidend.
Deshalb hat Gilbane Trunk Tools während des Endspurts des Projekts im Januar 2024 getestet. Sobald die Dokumente hochgeladen waren, verarbeitete die KI die Daten, sodass die Arbeiter auf der Baustelle Informationen wie Plandetails oder Änderungsaufträge schnell abrufen konnten.
„Oft werden bei Fragen von der Baustelle mehr als 30 Minuten eingespart“, so Andrew Roy, Baustellenleiter des Gilbane-Projekts. „Außerdem profitiert die Person, die dem Baustellenleiter eine Frage stellt, von der Schnelligkeit der Antwort.“
Bis zum Abschluss des Projekts im Mai 2024 hatte die KI fast 250 Fragen beantwortet und 20 bis 40 Minuten pro Frage eingespart, was geschätzten 100.000 US-Dollar (96.000 Euro) oder mehr pro Monat an vermiedenen Nacharbeitskosten entspricht. Entscheidend ist, dass 87 % der Antworten als korrekt verifiziert wurden, was den Teams Vertrauen in die Zuverlässigkeit gab.
Von Baustellen zur KI-Innovation: Die Entwicklung von Buchners Bautechnik
Buchners Leidenschaft für das Baugewerbe begann in Österreich, wo ihr Vater, ein Zimmermann, sie oft auf Baustellen mitnahm. „Mit 12 Jahren habe ich mit der Arbeit an meinem ersten Auftrag begonnen und es hat mir gefallen“, erzählt sie. Nach fast einem Jahrzehnt im Baugewerbe erwarb sie Hochschulabschlüsse im Bauingenieurwesen sowie in Datenwissenschaften und BWL.
Die drei größten Herausforderungen, die KI im Baugewerbe bewältigt
- Datenüberlastung: Bei Bauprojekten fallen unzählige Dokumente an – von Plänen bis hin zu Verträgen. KI-gestützte Tools organisieren und indizieren diese Daten und machen sie durchsuchbar und verwaltbar.
- Langsamer Informationsabruf: Das Finden wichtiger Projektdetails kann Stunden dauern. KI-Chatbots wie TrunkText liefern sofort Antworten, die direkt mit Quelldokumenten verknüpft werden.
- Manuelle Dokumentenvergleiche: Aufgaben wie das Abgleichen von Ausführungsunterlagen mit technischen Daten sind zeitaufwendig. Die KI automatisiert diese Vergleiche, reduziert menschliche Fehler und beschleunigt Genehmigungen.
Durch die Bewältigung dieser Herausforderungen verändert KI die Arbeitsweise von Bauteams: Sie spart Zeit, senkt Kosten und steigert die Effizienz.
Während ihrer Promotion erlebte Buchner die Schwierigkeiten bei der Analyse unstrukturierter Baudaten aus erster Hand. „Ich musste Geld zur Bereinigung der Daten auftreiben, damit ich Analysen durchführen konnte“, sagt sie. Diese Erfahrung hat ihr gezeigt, wie dringend erforderlich ein besseres Datenmanagement und ein besserer Datenzugriff in der Branche sind. Als generative KI aufkam, erkannte Buchner, dass sie die Arbeitsabläufe im Baugewerbe revolutionieren könnte.
Ausblick: So gestaltet KI die Zukunft der Baubranche
Seit der Gründung von Trunk Tools im Jahr 2021 hat sich Buchner auf die Entwicklung von KI-Tools konzentriert, die die realen Probleme angehen, mit denen Baustellenteams konfrontiert sind. Die chatbasierte Benutzeroberfläche ist intuitiv und erfordert nur minimale Benutzerschulungen.
„Trainierte KI ist wirklich gut darin, Daten semantisch mit Menschen zu verbinden“, sagt sie. „Wir sind es gewohnt, die notwendigen Informationen durch Reden zu bekommen. Wenn mehr Lösungsanbieter das begreifen, wird es viel mehr chatbasierte Tools wie dieses geben.“
Mit Tools wie TrunkText ist generative KI nicht mehr nur ein Schlagwort für das Baugewerbe, denn das Tool verändert die Arbeitsweise von Bauteams, spart Zeit, senkt Kosten und schöpft das Potenzial von Baustellendaten aus.