Noch vor sechs Monaten stellte das Arbeiten von Zuhause für Unternehmen ein Novum dar. Natürlich hatten bereits viele Menschen mit klassischen Bürojobs hin und wieder das Arbeiten aus dem Homeoffice ausprobiert. Zudem gab es viele, die als sogenannte digitale Nomaden ortsunabhängig arbeiteten. Im Großen und Ganzen war das Arbeiten in zentralen Bürogebäuden nicht nur die Norm, sondern es war zweifellos auch die goldene Ära des Büros, in der Personaler mit attraktiven Zusatzleistungen warben, die an die Arbeit im Büro gekoppelt waren.
Kostenlose Verpflegung, Ruheräume, Yoga- und Fitnessstudios gehörten zu den exquisiten Annehmlichkeiten, mit denen Unternehmen versuchten, die besten und vielversprechendsten Talente anzuziehen. Hinzu kamen modernste Großraumbüros, Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Stehtischen sowie Zugang zu den besten Tools und Technologien, die ein Unternehmen bieten kann.
Unternehmen investierten in großem Umfang gezielt in Immobilien, die in für junge Talente attraktiven Städten wie San Francisco, New York, Chicago und Los Angeles stehen. Die Unternehmen hofften, dass ihnen die Nähe zu den besten Talenten sowie eine schicke Büroeinrichtung und andere Zusatzleistungen in der damals florierenden Wirtschaft und der angespannten Situation am Arbeitsmarkt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil einbringen würden.
Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurden diese Pläne scheinbar wieder verworfen. Ein Großteil der Weltbevölkerung musste über einen längeren Zeitraum hinweg in Quarantäne bleiben, was zu einem wirtschaftlichen Abschwung führte. Außerdem mussten sich diejenigen, die das bequeme Büroleben zu schätzen gelernt hatten, an die Arbeit aus dem Homeoffice gewöhnen.
Zoom – die bekannte Videokonferenzplattform, deren Benutzerzahlen und Unternehmenswert in die Höhe geschossen sind, war durch den pandemiebedingten Trends zum Homeoffice plötzlich in aller Munde. Nach dem ersten Schock, plötzlich alle lieb gewonnenen Annehmlichkeiten des Büros entbehren zu müssen, konnten viele Menschen der Arbeit aus dem Homeoffice durchaus etwas Positives abgewinnen – in einem solchen Maße sogar, dass die Abwanderung aus den Städten zunimmt, besonders in der Technologiehochburg Silicon Valley.
Mehrere Unternehmen, darunter Twitter, Google und Facebook, haben angekündigt, dass ihre Mitarbeiter mindestens das nächste Jahr oder sogar auf unbestimmte Zeit aus dem Homeoffice arbeiten können.
Parallel dazu wird das Arbeiten von Zuhause von vielen Angestellten als unproduktiv empfunden. Das gilt vor allem für Mitarbeiter mit kleinen Kindern. Schulschließungen haben dazu geführt, dass viele Eltern nicht nur Vollzeit arbeiten, sondern auch noch ihre Kinder unterrichten, da die meisten Schulen auf Fernunterricht umgestellt haben.
Da viele Angestellte letztlich nur wenig investiert haben, um das Arbeiten aus dem Homeoffice produktiver zu gestalten, möchte ein Unternehmen von der möglicherweise dauerhaften Umstellung aufs Homeoffice profitieren und bietet die Lösung: ein separates, freistehendes Büro im eigenen Garten.
Autonomous, das Designunternehmen für intelligente Bürolösungen, hat vor Kurzem sein „Zen Work Pod“ vorgestellt – ein kompaktes Außenbüro, das genügend Platz bietet, um ungestört und produktiv von Zuhause aus arbeiten zu können.
Während Baumaterialien für Außengebäude in der Vergangenheit meist nur eine untergeordnete Rolle spielten (oft handelte es sich um altes Holz oder Blech), besteht der Zen Work Pod von Autonomous aus edlem Eichen- und Walnussholz, robustem Aluminium und gehärtetem Glas. Dank seiner Größe und seines raffinierten Designs ist der Büropod vielseitig nutzbar: Er bietet ausreichend Platz zum Arbeiten, für Yoga- oder Meditationsübungen und kann sogar als Ruheraum dienen. Dabei sorgen die bodentiefen Fenster dafür, dass der Raum geräumiger wirkt, als er tatsächlich ist.
Franck Haddad, Architekt bei Bar Orian, einem Unternehmen, das an Gewerbe- und Wohnbauprojekten in Israel, Europa und den USA arbeitet, bestätigt den Trend. Laut Haddad wandten sich in Israel zahlreiche Kunden an das Unternehmen, um ihre Eigentumswohnungen umbauen und einen Arbeitsbereich einrichten zu lassen. Viele Kunden mit Privathäusern oder Gartenwohnungen, die verglichen mit den meisten westlichen Ländern in Israel eher selten sind, interessierten sich für maßgefertigte Außengebäude wie dem Zen Work Pod.
Während der Zen Work Pod in den USA für Aufsehen gesorgt hat, bietet der Escape Pod, der im ländlichen Gloucestershire in England hergestellt wird, einen noch ausgefalleneren Rückzugsort im Grünen. Ellipsenförmig, organisch und rotierbar ist das kompakte Gebäude, das aus neun verschiedenen Elementen besteht, die vor Ort zusammengebaut und anschließend verkleidet werden.
CNC-Frästechniken werden eingesetzt, um für die gebogene Form zu sorgen. Auf diese Weise kann das vollständig aus Holz bestehende Gebäude mit großer Präzision in der Werkstatt gefertigt werden. Die Struktur besteht aus Birkensperrholz, das besonders robust und ästhetisch ist. Die Schindeln des Escape Pods bestehen aus Zedernholz und die Stufen und Fensterbretter aus europäischem Eichenholz, das naturgemäß witterungsbeständig ist.
Außerdem ruht der Pod auf einer etwa 50 cm hohen Plattform. Werden die Stufen hochgeklappt, kann das gesamte Gebäude in jede beliebige Richtung ausgerichtet werden. Diese zusätzlichen Funktionen haben ihren Preis: Der Escape Pod kostet mehr als doppelt so viel wie der Zen Work Pod von Autonomous. Während der Escape Pod für 26.000 US-Dollar erhältlich ist, plant Autonomous, den Zen Work Pod für etwa 10.000 US-Dollar zu verkaufen.
Der Kampf gegen die COVID-19-Pandemie hat zu Veränderungen und Verzerrungen in der Weltwirtschaft geführt und manche dieser Auswirkungen werden wohl langfristig zu spüren sein. Während das Arbeiten im eigenen Zuhause vorher oft nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, wird dem nun eine größere Bedeutung beigemessen, denn Unternehmen und Angestellte gleichermaßen akzeptieren das Homeoffice mehr und mehr als dauerhafte Lösung.
Ob Angestellte nachhaltig daran interessiert sind, in separate Gebäude wie dem Zen Work Pod für den eigenen Garten zu investieren, bleibt abzuwarten.