Arbeitsplätze nach der Pandemie

Das Büro nach der Pandemie: Amazon und Salesforce schlagen unterschiedliche Wege ein

Ein Unternehmen wird in Hinblick auf die Arbeit im Homeoffice umgestaltet, während der neue Hauptsitz des anderen für Vollzeitarbeit vor Ort konzipiert wird.

Illustration von Kim Salt

Vor der COVID-19-Pandemie traf das Vollzeit-Homeoffice nur auf einen kleinen Bruchteil der weltweiten Belegschaft zu. Für einen Großteil der Menschen ähnelte die Arbeit von Zuhause einer Zukunftsvorstellung, die man nur aus Filmen kannte.

Dann stellte die rasche Verbreitung von COVID-19 die Welt auf den Kopf und Unternehmen waren gezwungen, ihre Belegschaft quasi über Nacht dauerhaft ins Homeoffice zu schicken. Während einige Unternehmen aufgrund des wirtschaftlichen Schadens durch die Pandemie komplett schließen mussten, bemühten sich viele der verbliebenen Unternehmen darum, eine Infrastruktur für Vollzeit-Homeoffice zu schaffen. Dabei wussten sie nicht, ob diese Umstellung Wochen oder Jahre bestehen bleiben müsste.

Im Juni 2020 begannen Unternehmensleitungen auf der ganzen Welt zu verstehen, dass ihre Mitarbeiter nicht nur fähig waren, von Zuhause zu arbeiten, sondern auch oft effizienter waren. In der Folge konnten Unternehmen mit weniger Flächenbedarf operieren, ihre Mitarbeiter waren zufriedener und es konnte Geld für Immobilienkosten gespart werden.

In den Großstädten war ein Rückgang bei den Mietvertragsverlängerungen zu verzeichnen. Kostspielige Wolkenkratzer standen leer, während die Geschäfte wie gewohnt vom bequemen Homeoffice aus weiterliefen. Einige Studien zeigten, dass die Produktivität durch den schnellen Wechsel ins Homeoffice weitgehend unbeeinträchtigt blieb.

Heute, nach über einem Jahr Arbeiten aus dem Homeoffice und angesichts der Tatsache, dass durch die COVID-19-Impfungen zunehmend Herdenimmunität erreicht wird, stellt sich folgende Frage: Erlauben Arbeitgeber einigen oder allen Mitarbeitern, weiterhin aus dem Homeoffice zu arbeiten, oder rufen sie alle zurück in die Büros und hoffen, in eine Normalität wie vor der Pandemie zurückzukehren?

Die meisten Unternehmen ringen noch mit einer solchen Entscheidung. Zwei Unternehmen – Amazon und Salesforce – haben ihre entgegengesetzten Entscheidungen aber bereits öffentlich gemacht. Beide haben erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der Gestaltung von Büroflächen.

Salesforce: Neugestaltung der Räume für das Arbeiten (vorwiegend) im Homeoffice

Brent Hyder, Präsident und Chief People Officer von Salesforce, hat kürzlich einen transparenten Artikel zum Umgang des Unternehmens mit der Pandemie und den Plänen für die Mitarbeiter nach dem Ende der Pandemie veröffentlicht.

Salesforce stellt sich auf die neue Normalität des Homeoffice nach der Pandemie ein und erkennt gleichzeitig das Bedürfnis der Mitarbeiter an, sich mit anderen auszutauschen sowie wichtige persönliche Treffen und Beziehungen zu pflegen.

Ein Blick in die neu gestalteten Büroräume von Salesforce, inklusive maximalem Raum für die Zusammenarbeit. Quelle: Salesforce

Zu diesem Zweck werden die Räume des Unternehmens nach der Pandemie, einschließlich des Salesforce Tower (Hauptsitz in San Francisco), vornehmlich als Meeting-Hubs dienen. Diese Hubs sind voll ausgestattet und ermöglichen so jenen Kollegen, die im Büro arbeiten möchten, Meetings mit Mitarbeitern, die von einem anderen Standort aus teilnehmen. Das Unternehmen plant, seinen Immobilienbestand zu verkleinern und gleichzeitig eine solidere Infrastruktur für jene Mitarbeiter bereitzustellen, die weiterhin ausschließlich im Homeoffice arbeiten.

Salesforce plant, private Büroräume für diejenigen anzubieten, die mit sensiblen Aufgaben betraut sind oder eine spezielle Infrastruktur benötigen. Einem kürzlich erschienenen Artikel des Wall Street Journal zufolge ist der verbleibende Arbeitsbereich jedoch für eine Belegschaft gedacht, die Geschäfte größtenteils vom eigenen Homeoffice aus führt und das Büro im Unternehmen nur für spezielle Meetings oder gemeinsame Arbeitsaufgaben nutzt.

Ein weiterer Blick in die auf Zusammenarbeit ausgerichteten Büros von Salesforce, die von der hauptsächlich im Homeoffice arbeitenden Mitarbeiterschaft gelegentlich für wichtige persönliche Meetings genutzt werden können. Quelle: Salesforce

Darstellungen der Salesforce-Büroräume nach der Pandemie zeigen Flächen für die Zusammenarbeit, die offene Konferenzbereiche, Meetingräume mit Café-Ambiente und private Nischen umfassen. In diesen Arbeitsbereichen wird Wert auf Social Distancing und die Erhaltung einer sauberen Büroumgebung gelegt. Zu den Räumen für fokussierte Arbeit gehören private Kabinen entlang einer Wand mit einem größeren, offenen Meetingraum für die Zusammenarbeit direkt gegenüber.

Amazon holt Mitarbeiter für wichtige persönliche Interaktionen ins Büro zurück

Von Jeff Bezos Ankündigung überschattet, als CEO von Amazon zurückzutreten, veröffentlichte das Unternehmen kurz darauf den beeindruckenden Entwurf seines „HQ2“: Ein atemberaubender Campus in Arlington im US-Bundesstaat Virginia unweit von Washington, D.C., mit dem das Unternehmen im kommenden Jahr neue Wege beschreiten will.

Amazon hat nach der Pandemie seinen Standpunkt zur Vor-Ort-Arbeit bekräftigt und die enormen Investitionen des Unternehmens in Büroflächen – einschließlich des 2,5 Milliarden $ (2,1 Milliarden €) teuren Campus in Virginia – zeigen, warum.

Obwohl einige Mitarbeiter weiterhin im Homeoffice arbeiten werden, berücksichtigt Amazon mit dem HQ2 einen neuen Trend in Bezug auf die Zufriedenheit und Gemeinschaft der Mitarbeiter vor Ort. Das 2,8-Millionen-Quadratfuß-Projekt (260.000 Quadratmeter), das nach Angaben des Unternehmens in den kommenden Jahren eröffnen soll, wird aus drei Bürogebäuden bestehen, die zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Auf öffentlich zugänglichen Außenflächen werden Bauernmärkte, Freiluftaufführungen und andere Unterhaltungsangebote stattfinden.

Die auffälligste Struktur heißt „The Helix“. Inspiriert von der Verbindung zwischen Mensch und Natur umfasst das Gebäude alternative Arbeitsbereiche, die Amazon-Mitarbeiter für Meetings oder als Abwechslung zum eigenen Schreibtisch nutzen können. Entlang zweier Wanderwege, die in einer Schleife zur Spitze der Struktur führen, werden einheimische Pflanzen wachsen, die in den Blue Ridge Mountains vorkommen.

Die Entwürfe von Amazon sind mehr als eine klare Abkehr von den Arbeitsplätzen vergangener Zeiten und den für Technologieunternehmen traditionell offenen Raumplänen. Sie rücken die Tatsache ins Licht, dass die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter ein wesentlicher Faktor für die Produktivität und den Erfolg eines Unternehmens ist.

Gestaltung der Zukunft

Egal, ob Sie sich mit Salesforce identifizieren und eine Zukunft planen, die größtenteils im Homeoffice stattfindet, mit Fokus auf der Einrichtung von Räumen für Meetings und gelegentliche Zusammenarbeit, oder mit Amazon, das den Großteil seiner Mitarbeiter zurück in beeindruckende, hochmoderne Büros holen will – das Büro nach der Pandemie bietet Bauunternehmen anscheinend eine einzigartige Gelegenheit.