Was ist ein klimaneutrales Gebäude? – Eine Definition
Ein klimaneutrales Haus ist ein zukunftsweisendes Baukonzept, das darauf abzielt, alle CO₂-Emissionen, die während des Betriebs entstehen, auszugleichen. Dies wird durch den Einsatz erneuerbarer Energien, hochdämmender Baumaterialien und bei Bedarf durch CO₂-Kompensation erreicht. Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudes ist es, die Umweltbelastung auf ein Minimum zu reduzieren, indem es im Betrieb keine zusätzlichen CO₂-Emissionen verursacht und so aktiv zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes beiträgt.
Klimaschutz gewinnt in der Bauindustrie immer mehr an Relevanz. Und das aus gutem Grund: Laut einem UN-Bericht ist der Gebäude- und Bausektor der größte Verursacher von Treibhausemissionen. Ganze 37 Prozent der weltweiten Emissionen sind auf diesen Sektor zurückzuführen. Die Lösung für das massive Umweltproblem der Baubranche liegt unter anderem in der Entwicklung und dem Bau sogenannter Netto-Null-Gebäude.
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Exkurs: Was ist Netto-Null?
In der Diskussion um klimaneutrale Gebäude tauchen die Begriffe „Klimaneutralität“ und „Netto-Null“ häufig gemeinsam auf, es gibt jedoch wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Konzepten:
- Klimaneutralität bedeutet, dass alle CO₂-Emissionen durch Vermeidungs- oder Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden – Emissionen entstehen also häufig weiterhin, werden aber neutralisiert.
- Der Netto-Null-Standard hingegen verfolgt einen strengeren Ansatz: Hier wird angestrebt, Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen oder sie vollständig zu eliminieren. Dies schließt oft den Einsatz modernster Technologien ein. Das Netto-Null-Ziel erfordert also eine radikale Reduzierung aller Treibhausgasemissionen und geht über die klassischen Kompensationsmaßnahmen hinaus.
Laut dem World Green Building Council (WGBC) ist ein Netto-Null-Gebäude, auch Netto-Null-Energie-Haus genannt, ein Bauwerk, das „höchst energieeffizient [ist und] vollständig mit erneuerbaren Energien innerhalb und/oder außerhalb des Geländes betrieben wird.“
Warum klimaneutral bauen? 5 Vorteile eines CO₂-neutralen Hauses
Klimaneutrale Gebäude gewinnen in Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung zunehmend an Bedeutung. Doch die Entscheidung, ein CO₂-neutrales Haus zu bauen, bringt nicht nur der Umwelt Vorteile, sondern auch dir als Eigentümer.
1. Reduktion von CO₂-Emissionen
Durch den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und energieeffizienter Technologien wird der ökologische Fußabdruck in der Bauphase eines klimaneutralen Hauses erheblich minimiert. Und auch in der Nutzungsphase besticht ein Netto-Null-Gebäude durch eine konstant gute Energiebilanz. Der geringe CO₂-Ausstoß schont die Umwelt und ist der wichtigste Aspekt des energieneutralen Bauens.
2. Langfristige Kosteneinsparungen
Während die anfänglichen Investitionen für ein klimaneutrales Haus häufig recht hoch sind, führen diese auf lange Sicht zu erheblichen Einsparungen. Netto-Null-Gebäude verfügen meist über eine sehr hochwertige und effiziente Dämmung. Der daraus resultierende geringere Energieverbrauch senkt die laufenden Betriebskosten. Das bedeutet geringere Heiz- und Stromkosten und schont so nicht nur die Umwelt, sondern auch deinen Geldbeutel.
3. Erhöhung des Immobilienwerts
Ein klimaneutrales Haus ist vor allem eins: zukunftsfähig. Innovative Technologien und effiziente Systeme sorgen nicht nur für eine gute CO₂-Bilanz, sondern machen das Haus auch attraktiv für zukünftige Käufer. Klimaneutralität und Nachhaltigkeit sind keine Trends, sondern Themen, die den Immobilienmarkt zunehmend prägen.
4. Förderungen und steuerliche Vorteile
Der Staat unterstützt klimaneutrales Bauen mit attraktiven Förderungen und Steuervergünstigungen. So gelingt es Bauherren und Immobilienbesitzern die Kosten für nachhaltige Bau- und Sanierungsmaßnahmen deutlich zu reduzieren.
5. Verbesserung des Wohnkomforts
Ein CO₂-neutrales Gebäude ist auf höchsten Wohnkomfort ausgelegt. Moderne Isolierungen und energieeffiziente Technologien schaffen ein angenehmes Raumklima mit optimaler Luftfeuchtigkeit und Temperaturstabilität. Du profitierst von einem gesünderen, behaglicheren Wohnumfeld und sparst gleichzeitig Energiekosten.
Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es für klimaneutrale Häuser?
Energetische Anforderungen an Neubau und Bestandsbau sind in Deutschland unter anderem im Gebäudeenergiegesetz (GEG) verankert. Das GEG schreibt vor, dass Heizungen in Neubauten ab dem 1. Januar 2024 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie nutzen müssen. Diese Regel soll den Einsatz fossiler Brennstoffe langfristig ersetzen und umfasst alternative Technologien wie Wärmenetze, Wärmepumpen und „H2-Ready“-Heizungen. Für Bestandsgebäude und Baulücken gelten diese Vorgaben ab Mitte 2026 beziehungsweise 2028, ergänzt durch Übergangsfristen und Härtefallregelungen zur finanziellen Entlastung.
Bei diesen gesetzlichen Vorgaben handelt es sich allerdings nur um Mindestanforderungen. Wenn du ein Netto-Null-Gebäude anstrebst, solltest du diese übertreffen und gezielt auf CO₂-neutrale Lösungen setzen. Eine weitere Orientierung liefern dir bewährte Standards und Zertifizierungen wie das Passivhaus-Zertifikat, die KfW-Effizienzhaus-Stufen oder internationale Systeme wie DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method).
Dein Weg zum Netto-Null-Gebäude
Der Neubau eines klimaneutralen Hauses bietet dir die Chance, Standards für Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit von Anfang an umfassend einzuplanen. Wenn du ein Haus klimaneutral sanieren oder umbauen möchtest, musst du hingegen die bestehenden Strukturen berücksichtigen.
Unabhängig davon, ob du neu baust oder sanierst, gibt es zentrale Aspekte, die entscheidend für den Erfolg deines klimaneutralen Projekts sind. Im Folgenden erfährst du, welche Maßnahmen dabei besonders relevant sind.
Optimale Dämmung
Eine exzellente Dämmung ist das Fundament eines jeden Netto-Null-Gebäudes. Wände, Dach, Kellerdecke und Fenster sollten mit hochwertigen Materialien wie Zellulose, Hanf oder Holzfaserplatten gedämmt werden, um Wärmeverluste zu vermeiden. Auch Fenster mit dreifacher Verglasung, gedämmte Türen sowie eine Fassadenbegrünung sorgen für zusätzliche Wärmeisolierung und tragen zur Energieeinsparung bei.
Nutzung erneuerbarer Energien
Im klimaneutralen Haus der Zukunft kommen statt fossilen Energiequellen erneuerbare Energien zum Einsatz. Die Nutzung natürlicher Energie aus Wind, Sonnenlicht, Erdwärme und Wasserkraft sorgt dafür, dass das Gebäude seinen Energiebedarf nachhaltig deckt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt aus Solarenergie sauberen Strom, während eine Solarthermie-Anlage das Warmwasser bereitet.
Nachhaltige Baumaterialien
Die meisten herkömmlichen Baustoffe verursachen in ihrer Herstellung und Verarbeitung große Mengen an CO₂. Beim Bau eines klimaneutralen Hauses solltest du deshalb stattdessen auf umweltfreundlichere Baumaterialien wie Hanfbeton, Pilze oder Holzwerkstoffe setzen. Traditionelle Praktiken wie das Bauen mit Holz oder das Bauen mit Lehm sind nicht nur nachhaltig, sondern sorgen auch für ein besonders angenehmes Raumklima.
Effiziente Heizsysteme
Ein klimaneutrales Haus erfordert eine Heizlösung, die Energie effizient nutzt und CO₂-Emissionen minimiert. Für ein Netto-Null-Gebäude eignen sich unter anderem die folgenden drei Heizlösungen:
- Wärmepumpe: Zieht Wärme aus Luft, Boden oder Wasser und leitet sie ins Haus. Sie ist besonders energieeffizient und reduziert den CO₂-Ausstoß, indem sie natürliche Wärmequellen nutzt.
- Elektrische Flächenheizung mit Photovoltaik: Nutzt den Solarstrom von Photovoltaikanlagen, um Heizelemente in Boden, Wand oder Decke zu betreiben und gibt die Wärme gleichmäßig an den Raum ab. Ideal für emissionsfreie Wärmeversorgung und hohe Energieeffizienz.
- Heizen mit Holz: Holz gilt als CO₂-neutraler Energieträger, da es bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid freisetzt, wie es beim Wachstum aufgenommen hat. Das Heizen mit Holzscheiten, Pellets oder Briketts stellt eine umweltschonende Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas dar – besonders wenn regionales Holz aus kontrollierter Waldwirtschaft genutzt wird.
Smarte Energiemanagement-Systeme
Smarte Energiemanagement-Systeme zählen zu den zentralen Technologietrends für klimaneutrale Häuser. Sie optimieren die Energienutzung im Gebäude, indem sie den Stromverbrauch intelligent steuern. Mit einem integrierten Smart-Home-System sind Nutzer außerdem in der Lage, den Energieverbrauch zu verfolgen, Heizzeiten intelligent einzustellen und ihre Gerätenutzung zu optimieren – und das alles ganz bequem per App.
Beispiele für klimaneutrale Gebäude
Netto-Null-Gebäude sind zwar noch nicht zum Standard geworden, dennoch gibt es auch heute bereits einige innovative Projekte auf diesem Gebiet. Im Folgenden findest du zwei Beispiele dafür, wie klimaneutrales Bauen in der Praxis aussieht.
Autarkes Veranstaltungshaus
Im kleinen Ort Ursprung bei Chemnitz steht Sachsens erstes klimaneutrales Gebäude: ein Veranstaltungsort, der mit einer bahnbrechenden Wasserstofftechnologie betrieben wird. Roger Herold, Experte für energetisches Bauen, hat das Gebäude konzipiert, das seinen gesamten Energiebedarf für Strom und Wärme selbst deckt. Durch die Nutzung von Wasserstoff ist es vollständig autark und unabhängig von fossilen Energieträgern wie Gas, Öl und Kohle – ein zukunftsweisendes Modell für klimaneutrales Bauen in Deutschland.
Klimafreundliches DrehHaus
In Heuchelheim steht ein besonderes Beispiel für klimaneutrales Bauen: das DrehHaus. Dieses innovative Gebäude folgt dem Sonnenverlauf. Das gesamte Haus ist drehbar und richtet seine Fenster im Winter zur Sonne für zusätzliche Wärme und im Sommer in den Schatten, um das Haus kühl zu halten. Mit seinem runden Grundriss und der optimalen Dämmung minimiert das Design Wärmeverluste und maximiert die Nutzfläche. Das Haus ist mit regenerativen Energiequellen und Warmwassermodulen ausgestattet und so besonders nachhaltig. Mehr über die rotierenden Häuser erfährst du in diesem Video:
Fördermöglichkeiten für klimaneutrales Bauen
Beim Bau oder Umbau von CO₂-neutralen Gebäuden profitierst du von zinsgünstigen Krediten und Fördermöglichkeiten unterschiedlicher Institutionen. Die Kreditanstalt für den Wiederaufbau (KfW) bietet beispielsweise verschiedene attraktive Förderkredite für klimafreundliches Bauen und den Erwerb von energieeffizienten Immobilien.
- Das Programm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment – Wohngebäude“ (296) richtet sich an Bauherren und Käufer energie- und flächeneffizienter Neubauten und gewährt Darlehen von bis zu 100.000 Euro pro Wohneinheit. Voraussetzung sind die Effizienzhaus-Stufe 55 und der Verzicht auf fossile Heizsysteme.
- Für besonders anspruchsvolle Effizienzstandards ist der Kredit „Klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude“ (297, 298) geeignet, der bis zu 150.000 Euro je Wohneinheit bei Zinssätzen ab 2,15 % bietet. Hier sind strenge Anforderungen an die Energieeffizienz (Effizienzhaus-Stufe 40) und CO₂-Emissionen zu erfüllen. Eine zusätzliche Förderung ist möglich, wenn das Gebäude das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)“ erhält.
Zusätzlich zur KfW bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) auch Förderungen für klimaneutrales Bauen an. Die BAFA-Förderung konzentriert sich auf Einzelmaßnahmen zur energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden. Sie eignet sich daher nicht für Neubauten, aber ist ideal für Hausbesitzer, die ihr Gebäude klimaneutral umbauen oder sanieren möchten. Die Förderung deckt Maßnahmen wie den Austausch von Heizungsanlagen, die Dämmung der Gebäudehülle oder die Installation von Lüftungsanlagen ab. Da es sich um direkte Zuschüsse handelt, entfällt eine Rückzahlung. Dies reduziert die Sanierungskosten für klimaneutrale Umbauten erheblich.
Wer klimaneutral baut oder saniert und damit die Energieeffizienz seiner Immobilie verbessert, hat Anspruch auf eine steuerliche Förderung nach § 35c Einkommensteuergesetz (EStG). Dabei hast du die Möglichkeit bis zu 20 Prozent der Kosten für Maßnahmen wie Dämmung, Fensteraustausch oder die Installation moderner Heizsysteme über drei Jahre hinweg von der Einkommenssteuer absetzen. Die maximale Förderhöhe liegt bei 40.000 Euro pro Wohnobjekt. Diese Steuervergünstigung gilt allerdings nur, wenn für die gleichen Maßnahmen keine KfW- oder BAFA-Förderung in Anspruch genommen wurde.
Fazit: Mit klimaneutralen Häusern in eine grünere Zukunft investieren
Ein klimaneutrales Haus ist weit mehr als nur ein Trend in der Baubranche – es ist ein essenzieller Beitrag zum Klimaschutz und ein Schritt in eine nachhaltige Zukunft. Die richtigen Technologien, wie zum Beispiel Baurobotik oder Building Information Modelling (BIM), helfen dabei, das Ziel eines Netto-Null-Gebäudes Realität werden zu lassen. Auch staatliche Förderungen und steuerliche Anreize erleichtern die Umsetzung und machen es für viele Bauherren attraktiver ein klimaneutrales Haus zu bauen.
Bis unsere Stadt der Zukunft ausschließlich aus klimaneutralen Häusern besteht, ist es noch ein langer Weg. Aber wir sind davon überzeugt: Die Kombination aus erneuerbaren Energien, effizienter Dämmung und innovativen Heizsystemen wird sich auf Dauer durchsetzen. Denn mit einem nachhaltigeren Zuhause tust du nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch dir selbst – durch niedrigere Energiekosten, verbesserten Wohnkomfort und einen gesteigerten Immobilienwert.
Immer einen Schritt voraus – dank innovativer Bausoftware.
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