Video von Justin Hearn
Rosine Gibbs-Stevenson wuchs eine Stunde außerhalb von London auf. „Meine frühesten Erinnerungen an London stammen alle von Besuchen. Als Kind habe ich die Stadt auf Schulausflügen gesehen oder wenn ich mit dem Zug in London ankam“, erzählt Gibbs-Stevenson, heute Kuratorin für Öffentlichkeitsarbeit bei The Architecture Foundation in London.
Gibbs-Stevenson ist sowohl als Bewohnerin als auch als Expertin bestens mit der Londoner Architektur vertraut. Sie absolvierte ihr Architekturstudium in London und Brighton. Heute leitet sie Workshops für junge Menschen und unterstützt Architekturstudenten und -kritiker.
Built, der Bluebeam Blog, hat Gibbs-Stevenson um zusätzliche Kommentare zu den Gebäuden gebeten, die im obigen Video gezeigt werden. Nachfolgend finden Sie bearbeitete Auszüge aus diesem Gespräch:
St. Paul’s Cathedral
Von der Öffentlichkeit wird St. Paul’s Cathedral als jene Kirche verehrt, die die Angriffe der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg überstanden hat. Sie blieb stehen, während die Stadt um sie herum zerstört wurde. Die Kuppel ist das auffälligste Merkmal der Skyline. Es handelt sich dabei um eine geschützte Sicht. Das bedeutet, dass die Sichtlinien auf die Kirche von Richmond Park, Alexandra Palace und Parliament Hill gesetzlich geschützt sind. Kürzlich wurde in Stratford ein 40-stöckiger Turm von der Manhattan Loft Corporation gebaut, was in der Planungsphase von niemandem beanstandet wurde. Die Friends of Richmond Park waren allerdings über die „zerstörte“ Sicht empört. Ich finde es faszinierend, dass es in London solche umstrittenen Vorschriften gibt, die dem Großteil der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind.
Houses of Parliament
In meiner Vorstellung sehe ich das Parlament immer so vor mir, wie es aussieht, wenn ich an der Southbank entlanggehe und über die Themse schaue, oder wie in den Luftaufnahmen, die man in den Nachrichten sieht. An dem Ort stehen seit dem 11. Jahrhundert Parlamentsgebäude. Im 19. Jahrhundert wurden sie bei einem Brand stark beschädigt und in der jetzigen neugotischen Form erneut errichtet.
30 St. Mary Axe oder „The Gherkin“
The Gherkin hat in vielerlei Hinsicht dem Bau ungewöhnlicher Wolkenkratzer Tür und Tor geöffnet. Aber überraschenderweise hat genau dieser Wolkenkratzer das Herz der Londoner erobert. Hohe Gebäude tendieren dazu, Kontroversen auszulösen. Aber schon der Spitzname des Turms „The Gherkin“ (Gewürzgurke) zeigt, wie positiv er von der Öffentlichkeit aufgenommen wurde.
Tate Modern
Die Tate Gallery of Modern Art ist eines der beeindruckendsten öffentlichen Gebäude in London. Jedes Mal, wenn ich dort bin – und ich gehe ziemlich oft hin –, bin ich überwältigt, wie schön sie ist und wie gerne sich Londoner dort aufhalten. Die jüngste Erweiterung durch Herzog & De Meuron (The Switch House) hat das umfunktionierte Kraftwerk wirklich gut ergänzt. Die perforierte Fassade des Stufenmauerwerks sorgt für eine einzigartige Perspektive auf London.
The Shard
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so war … aber mir gefällt der romantische Gedanke, dass Renzo Piano in den späten 1990ern einen Kunden traf und während des Abendessens auf einer Serviette eine erste Skizze von dem machte, was später The Shard werden sollte.
Ich mag The Shard eigentlich immer noch – ich finde das Gebäude recht elegant. Es repräsentiert wohl diesen neoliberalen, entwicklergeführten Zugang zur Stadtentwicklung, der vielleicht nicht der beste ist. Der öffentliche Bereich ist völlig unzugänglich. Die Hotelgäste befinden sich auf einer Seite, während die Restaurantgäste nach Sicherheitschecks in einem separaten Aufzug nach oben zu den Restaurants gelangen.