O’Keefe wurde 1970 gegründet. In den letzten Jahren hat das Unternehmen an mehreren bahnbrechenden Projekten in London mitgewirkt, darunter die Neugestaltung des Camden-Lock-Viertels, der Ausbau der British Library, der Umbau der Battersea Power Station und die Sanierung des Wembley Parks.
Marta ist studierte Bauingenieurin und arbeitet seit fast drei Jahren bei O’Keefe.
Wie und warum haben Sie sich für eine Karriere im Baugewerbe entschieden?
Viele meiner Familienmitglieder sind in der Branche tätig. Daher war ich seit Kindestagen an mit dem Baugewerbe in Berührung. Je älter ich wurde, desto klarer wurde mir, dass ich gerne Ingenieurwesen studieren wollte. Allerdings wusste ich lange nicht, welche Spezialisierung ich wählen sollte. Im Endeffekt habe ich mich für das Bauingenieurwesen entschieden, weil Gebäude mich schon immer in ihren Bann gezogen haben und ich diese Spezialisierung am interessantesten fand. Auch wenn der Berufseinstieg ganz schön schwer war: Nichts ist jemals wirklich zu schwer, wenn es einen mit Leidenschaft erfüllt.
Was war Ihr erster Job in der Branche und wie hat er Ihre Sicht auf den Sektor geprägt?
Während meines Studiums erhielt ich die Chance, ein Praktikum bei einem Generalunternehmen in meiner Heimatstadt zu absolvieren. Dort bekam ich einen Einblick in die Praxis und konnte miterleben, wie die theoretischen Kenntnisse meines Studiums auf der Baustelle umgesetzt wurden. Durch diese Erfahrung bin ich viel praktischer und kreativer geworden, als ich es durch eine reine Universitätsausbildung geworden wäre. Ich bin unheimlich gerne zu Baustellen gefahren und habe mir dort die Prozesse erklären lassen, um so viel wie möglich zu lernen.
Hat es Vorteile, als Frau im Baugewerbe zu arbeiten?
Je mehr Vielfalt am Arbeitsplatz herrscht, desto mehr Vorteile gibt es – egal, ob es sich dabei um die Diversität der Geschlechter, Ethnien oder andere Arten von Vielfalt handelt. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Indem wir zusammenarbeiten, können wir unsere Schwächen deutlich ausgleichen. Ein Beispiel: Da es generell weniger Frauen als Männer in der Baubranche gibt, bleiben wir Frauen den Menschen oft eher in Erinnerung – das kann viele Vorteile mit sich bringen. Wir können diesen Wiedererkennungswert für uns nutzen, indem wir in genau diesen Momenten unser Können unter Beweis stellen. Wir müssen nur noch das Klischee, das Baugewerbe sei zu hart für Frauen, durchbrechen und endlich als Expertinnen statt „nur“ als Frauen wahrgenommen werden.
Was ist das größte Vorurteil, mit dem Frauen in der Baubranche konfrontiert werden?
Dass wir nichts vom Baugewerbe verstehen, dass wir empfindlicher sind und dass wir uns die Hände nicht schmutzig machen wollen. Wir müssen mit all diesen alten Vorurteilen aufräumen, die Frauen in ihrem Potenzial einschränken und daran hindern, ihr volles Potenzial zu zeigen.
Wie sorgen Sie für eine gute Work-Life-Balance?
Ich versuche, Arbeit und Privatleben bis zu einem gewissen Grad voneinander zu trennen. Manchmal verstehen Menschen das falsch und glauben, dass das berufliche und private Leben vollkommen losgelöst voneinander stattfinden kann und beide einander gar nicht beeinflussen. Für mich persönlich ist es eher so, dass ich sie getrennt halte, um mir von beiden hin und wieder eine kleine Auszeit zu gönnen. So schätze ich beide mehr.
Wenn Sie eine Sache in der Branche ändern könnten, was wäre das und warum?
Vielleicht sollten wir uns verstärkt auf innovativere Denkweisen und mehr Vielfalt konzentrieren. Durch die dringend notwendige Optimierung verschiedener Arbeitsabläufe könnten wir Fehler reduzieren, die wiederum zu Verzögerungen und unerwarteten Budgetsteigerungen führen. Tatsächlich glaube ich, dass die meisten Fehler vermieden werden könnten.
Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die Interesse an einer beruflichen Laufbahn im Baugewerbe haben?
Sie sollten Stärke und Entschlossenheit mitbringen. Dann werden wir es schaffen, die Einstellungen in der Branche zu ändern und uns unseren Platz in ihr zu sichern. Bereits jetzt gibt es ein Umdenken im Baugewerbe und ich hoffe sehr, bald noch größere Veränderungen zu sehen.
Ihr Team
Im BIM-Team von O’Keefe arbeiten neun Frauen. Warum so viele? Liegt das an einer Richtlinie/Einstellungsentscheidung Ihres Unternehmens oder handelt es sich einfach um die besten Bewerberinnen für die jeweiligen Posten?
Unser BIM-Team hat seinen Sitz in Nordmazedonien. Dort gab es im Bewerbungsverfahren mehr Bewerberinnen als Bewerber. Wir haben natürlich die besten ausgewählt, obwohl sich generell nicht so viele beworben haben. In der Region gibt es mehr Frauen, die sich als Bauingenieurin auf Architektur spezialisiert haben. Im reinen Bauingenieurswesen ist es in der Region jedoch umgekehrt. Da gibt es mehr Männer.
In unserem BIM-Team arbeiten nur Perfektionisten. Die Qualität ihrer Arbeit ist wirklich beeindruckend. Sie lernen ständig dazu und stellen sich immer neuen Herausforderungen, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Man merkt wirklich, dass sie ihre Arbeit lieben. In unseren Augen besteht das ganze Team aus hochqualifiziertem Fachpersonal – dabei spielt das Geschlecht für uns keine Rolle.
Wie stärkt O’Keefe die Frauen im Team?
O’Keefe hat immer ein offenes Ohr für uns und unser Input wird immer berücksichtigt. Allerdings gibt es meiner Ansicht nach noch viel zu tun – nicht nur bei O’Keefe, sondern in der gesamten Branche.
Auf welche Leistung Ihres Teams sind Sie besonders stolz? Oder anders gefragt: Welche Entwicklungen, die Sie bei Frauen in der Branche beobachten, erfüllen Sie mit Stolz? Ich sehe unglaubliche Fortschritte bei der Teamarbeit. Das ganze Team ist stets bemüht, seine Arbeit zu verbessern. Auf diese Weise steigern wir das Vertrauen des Unternehmens in unser Team und unsere Leistung wird viel mehr wertgeschätzt.