Wie viele andere Lebensbereiche ist auch das Baugewerbe von einer unüberschaubaren Menge neuer Technologien überflutet. Von Anwendungen für digitale Zusammenarbeit und Dokumentenverwaltung über Drohnen bis hin zu Augmented und Virtual Reality sowie Robotik entwickelt sich die Technologie in der Branche so schnell weiter, dass selbst Expert:innen kaum noch mitkommen.
Gerade kleine und mittelständische Bauunternehmen haben allzu oft das Gefühl, von den größeren Mitbewerbern abgehängt zu werden, wenn es um die Implementierung und rentable Nutzung der innovativen Tools geht, die alljährlich auf den Markt drängen.
Und das, obwohl sich das Baugewerbe in erster Linie aus kleinen Unternehmen und spezialisierten Subunternehmen zusammensetzt. Denn große Bauunternehmen verfügen nun einmal in der Regel über mehr Ressourcen für Investitionen in neue Technologien und deren Implementierung.
Das ist zumindest die gängige Meinung.
Sicherlich haben größere Bauunternehmen mehr Geld, das sie in bahnbrechende Technologien und in die nötigen Fachkräfte für die Implementierung neuer Tools und Betreuung entsprechender Schulungen investieren können. Außerdem verfügen sie eher über die erforderliche Infrastruktur zur Beurteilung der Effektivität und dem Return on Investment neuer Tools.
Kleiner = besser?
Trotzdem ist größer nicht unbedingt besser, wenn es um den Einsatz von Bautechnologien geht. Gerade in einer Zeit des rapiden Wandels kann die Unternehmensgröße auch zur Bürde werden. Im Zuge der Weiterentwicklung von Bautechnologien kann sich durchaus ergeben, dass kleinere Firmen besser in der Lage sind, das Potenzial dieser Tools voll auszuschöpfen.
Von den Technologien einmal abgesehen verfügen kleinere Bauunternehmen schon „von Natur aus“ über gewisse Vorteile.
Je größer das Unternehmen, desto schwieriger ist die Umsetzung von Veränderungen. In der COVID-19-Pandemie hat sich erwiesen, dass die Möglichkeit, sich schneller als die Wettbewerber auf neue Situationen einzustellen, gelegentlich ein ausgleichender Faktor zugunsten kleiner und mittelständischer Bauunternehmen sein kann.
Ein kleines Unternehmen kann schneller reagieren. Aufgrund des geringeren Aufwands haben kleine Bauunternehmen die Möglichkeit, schneller umzuschwenken als ihre größeren Mitbewerber. So verfügen kleine Unternehmen über eine Agilität, an der es vielen größeren Unternehmen mangelt. Das gilt für pandemiebedingte Veränderungen ebenso wie plötzliche Verlagerungen der Kundennachfrage.
Kleine Bauunternehmen sind außerdem zur effizienteren Skalierung fähig. Weil sie im Allgemeinen flexiblere Teams und weniger strenge Rentabilitätsziele haben, können sie Projekte realisieren, bei denen größere Mitbewerber passen müssen. Größere Firmen können sich zwar Skaleneffekte zunutze machen. Dafür sind sie nicht immer experimentierfreudig genug, um neu entstehende Chancen in der schnelllebigen Geschäftswelt zu ergreifen.
Entscheidungen werden in kleineren Firmen rascher getroffen. Kleinere Bauunternehmen ohne bürokratische Hierarchien können die Entscheidungsfindung optimieren und neue Möglichkeiten viel schneller gewinnbringend nutzen.
Zusammengenommen können diese Merkmale kleine und mittelständische Bauunternehmen für hochqualifizierte Fachkräfte attraktiver machen. Und angesichts des eklatanten Arbeitskräftemangels, der die Baubranche aktuell lähmt, ist die dauerhafte Bindung von Fachkräften ein ausschlaggebender Faktor.
Tools als Wettbewerbsvorteil
Schon die Größe kann sich oft als ausgleichender Wettbewerbsfaktor zugunsten kleinerer Bauunternehmen auswirken. Der eigentliche Erfolgsgarant für eine dynamische Geschäftsentwicklung sind jedoch Technologien.
In vielerlei Hinsicht sind die meisten Bautechnologien heute so konzipiert, dass sie von kleineren Firmen schnell übernommen und implementiert werden können. Das gilt vor allem für Software und andere digitale Lösungen, deren Implementierung mit geringeren Kosten verbunden ist.
Bahnbrechende technologische Fortschritte wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, Realitätserfassung, digitale Zwillinge und Robotik sorgen zwar für mediales Aufsehen, von einer flächendeckenden Einführung sind viele dieser Innovationen jedoch noch Jahre entfernt.
Fortschritte bei digitalen Lösungen zahlen sich dagegen bereits heute aus und kleinere Bauunternehmen sind bestens aufgestellt, diese Tools zu implementieren.
Gerade kleine Bauunternehmen profitieren gleich in mehrfacher Hinsicht erheblich von den Vorteilen dieser Technologien:
Höhere Produktivität: Kleinere Bauunternehmen mit weniger Mitarbeitenden müssen unbedingt Möglichkeiten zur Automatisierung, Standardisierung sowie Optimierung manueller und zeitaufwändiger Arbeitsabläufe und Prozesse finden. Digitale Lösungen können Zeit und Ressourcen freigeben, indem sie für Routineaufgaben eingesetzt werden.
Stärkerer Wettbewerbsvorteil: Mit digitalen Bautechnologien können kleinere Bauunternehmen „in einer höheren Liga spielen“. Wenn solche Tools die Erstellung präziserer Angebote in kürzerer Zeit ermöglichen, können Firmen sich um Aufträge bewerben, die sie zuvor überhaupt nicht in Betracht gezogen hätten.
Geringeres Risiko: Der Einsatz von Bautechnologien verschafft kleinen Unternehmen Zugriff auf Projektdaten, die ihnen bisher nicht zur Verfügung standen. Dadurch können sie die Leistung präziser analysieren und Entscheidungen so treffen, dass Probleme schneller erkannt werden können. Weniger Fehler, Nachbesserungen und Missverständnisse erhöhen die Rentabilität eines Projekts. Derartige Technologien haben sich als wirksame Mittel zur Vermeidung dieser gängigen Risiken bei Bauprojekten erwiesen.
Höhere Effizienz: Durch den Einsatz digitaler Tools können kleinere Bauunternehmen Arbeitsabläufe standardisieren und so effizienter gestalten. Außerdem bekommen Führungskräfte dadurch die Chance, Redundanzen zu erkennen oder andere Herangehensweisen zur Automatisierung manueller und zeitaufwändiger Aufgaben zu entwickeln.
Verbesserte Qualität: Zusammen werden diese Vorteile die allgemeine Qualität im Betrieb kleiner Bauunternehmen verbessern, indem sie die Arbeit des Unternehmens optimieren und damit auch sein Ansehen und seine Aussichten erhöhen.
Erleichterung des Einkaufs
Die Anschaffung und Implementierung von Bautechnologien muss nicht kompliziert sein. Kleinere Bauunternehmen profitieren vom Luxus der Einfachheit, wenn es um den Kauf und die Implementierung neuer Technologien geht.
Anders als bei größeren Firmen mit komplexen Organisationsstrukturen geht die Implementierung einer neuen Technologie bei kleinen Unternehmen ohne Riesenaufwand vonstatten. Die Einführung und Erprobung eines neuen Tools dauert bei einer kleinen Firma wenige Wochen statt Monate oder Jahre.
Darüber hinaus sind immer mehr Technologieanbieter in der Lage, ihre Lösungen an die Anforderungen kleiner Bauunternehmen anzupassen. Subscriptions und Testversionen machen das Testen neuer Tools für kleinere Firmen einfacher denn je. Viele neu aufkommenden Tools, selbst hochmoderne Technologien wie Drohnen und Laserscanner, können auch gemietet werden, wodurch sie für kleinere Bauunternehmen mit begrenzten finanziellen Ressourcen noch leichter genutzt werden können.
Blick in die Zukunft
Die Nutzung von Technologie ist heutzutage alternativlos. Im Baugewerbe sind die Tools, deren Einsatz sich am meisten auszahlt, für kleinere Unternehmen besser zugänglich als je zuvor. Neue digitale Bautechnologien bieten kleineren Firmen die Chance, im Wettbewerb nicht nur zu bestehen, sondern auch zu brillieren.