Renovierungs-, Nachrüstungs- und Bestandsbauprojekte sind komplexe Unternehmungen. Eine Echtzeitkoordinierung aller Beteiligten ist von entscheidender Bedeutung, da versteckte strukturelle Probleme oder unerwartete Hindernisse bei der Einhaltung von Vorschriften auftreten können. Aber es war und ist nicht immer einfach, eine gute Koordination und Zusammenarbeit zu gewährleisten. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich Projektbeteiligte auf unzählige Entwürfe und veraltete Skizzen verlassen haben, um die Vor- und Nachteile potenzieller Ideen und Lösungen abzuwägen.
Heutzutage spielt Technologie bei diesen Abwägungen eine immer wichtigere Rolle, da sie eine effizientere Zusammenarbeit ermöglicht. Architekten, Ingenieure, Unternehmer, Eigentümer und Gebäudenutzer können damit technische Fachkenntnisse und innovative Ideen nahtlos austauschen und so ihre Projekte auf Erfolgskurs halten.
Gemeinsam können sie sich persönlich oder virtuell austauschen, um beispielsweise an umfassenden Risikobewertungen, Risikominderungsstrategien oder Qualitätssicherungsmaßnahmen zusammenzuarbeiten. Eine effiziente Dokumentenverwaltung und Versionskontrolle stellen sicher, dass jeder die gleichen Informationen sieht.
So kann Technologie das Bauen im Bestand, die Nachrüstung und das resiliente Bauen unterstützen.
BIM
Beim Building Information Modeling (BIM) wird der aktuelle Zustand bestehender Gebäude erfasst, sodass Projektbeteiligte für Planungs- und Entwurfszwecke verschiedene Zukunftsszenarien visualisieren und simulieren können. Damit können Benutzer verschiedene Strukturen, Systeme und Komponenten bewerten, um Entwürfe zu verbessern.
Energie-Modellierung
Bei der Energiemodellierung wird der potenzielle Energieverbrauch eines Gebäudes simuliert. Es ermöglicht den Beteiligten, die Lebenszykluskosten verschiedener Materialien, Konstruktionen und Pläne zu bewerten, sodass sie die langfristigen finanziellen Auswirkungen jeder Konstruktion berücksichtigen können, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Allgemeine Umweltanalyse
Eine umfassende Umweltanalyse eines Gebäudes und seiner künftigen Gestaltung deckt eine Reihe von Daten auf: Man kann damit die potenziellen Kohlendioxidemissionen sowie den Energieverbrauch berechnen, den Innenraumkomfort und die Luftqualität evaluieren und Möglichkeiten zur Wiederverwendung sowie Einsparung von Baumaterialien identifizieren.
Analyse der Umweltqualität in Innenräumen
Bei der Analyse der Umweltqualität in Innenräumen werden Gebäude und Entwürfe im Hinblick auf Luftqualität, thermischen Komfort und Tageslicht bewertet. Die Werkzeuge helfen den Projektbeteiligten dabei, den Innenkomfort eines Gebäudes zu verbessern.
**Intelligente Gebäudetechnologie und IoT-Integrationsplattformen**
Intelligente Gebäudetechnologie, die üblicherweise in Internet-of-Things(IoT)-Plattformen integriert ist, ermöglicht eine Echtzeitüberwachung der Gebäudeleistung, des Energieverbrauchs und des Bewohnerverhaltens. Die Integration intelligenter HLK- und Beleuchtungssteuerungen in Renovierungs- oder Bestandsbauprojekte ermöglicht beispielsweise die Fernüberwachung und -verwaltung des Energieverbrauchs, um sicherzustellen, dass dieser stets optimiert ist.
Bewertungssysteme für grünes Bauen
Die Architektur-, Ingenieur- und Bauindustrie (AEC) muss nicht bei Null anfangen, wenn sie Projekte zur Nachrüstung, adaptiven Wiederverwendung und resilienten Gestaltung vorantreibt. Rund um den Globus definieren Bewertungssysteme für grünes Bauen und Leistungszertifizierungen verschiedene Leistungskennzahlen und -anforderungen, um sicherzustellen, dass Projekte weltweit anerkannten Praktiken entsprechen.
Leadership in Energy and Environmental Design (LEED): Die weltweite Zertifizierung fördert adaptive Wiederverwendungsprojekte, die auf der Verwendung vorhandener Bauressourcen basieren oder eine Materialreduzierung aufweisen. Die Zertifizierung „LEED for Operations and Maintenance“ fördert Nachrüstungsprojekte, die die Energieeffizienz verbessern und energieeffiziente Systeme integrieren.
WELL Building Standard: Das globale leistungsbasierte System, das sowohl für neue als auch für bestehende Gebäude verwendet werden kann, misst, wie sich Gebäude auf die Gesundheit der Bewohner auswirken, wobei sieben Faktoren berücksichtigt werden: Luft, Wasser, Ernährung, Licht, Fitness, Komfort und geistige Gesundheit.
BREEAM: Die globale Nachhaltigkeitsbewertung berechnet, wie gut Gebäude bestimmte Nachhaltigkeitsziele aktuell und in Zukunft erfüllen (werden).
Energy Star Certification: Das Programm der US-Umweltschutzbehörde EPA fördert den Einsatz von Energiesparstrategien.
Green Star Certification: Das australische Bewertungssystem legt Standards für Gebäude fest, die darauf abzielen, die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern sowie die Artenvielfalt und Ökosysteme wiederherzustellen und zu schützen.
Blick in die Zukunft
Da sich die Bauindustrie ständig weiterentwickelt, ist die Integration fortschrittlicher Technologien unerlässlich geworden, um die einzigartigen Herausforderungen von Projekten zur adaptiven Wiederverwendung und Nachrüstung zu bewältigen. Durch den Einsatz von Tools wie BIM, Energiemodellierung und intelligenten Gebäudetechnologien können die Beteiligten Projektergebnisse optimieren und sicherstellen, dass sowohl aktuelle als auch zukünftige Anforderungen mit Präzision und Nachhaltigkeit erfüllt werden.
Die nahtlose Zusammenarbeit, die durch diese Technologien ermöglicht wird, steigert nicht nur die Effizienz, sondern verbessert auch die Entscheidungsfindung, sodass fundiertere Entscheidungen getroffen werden können, die sowohl der Umwelt als auch den Gebäudenutzern zugute kommen.
Zukünftig wird die Rolle der Technologie in der AEC-Branche immer wichtiger werden, da die Nachfrage nach widerstandsfähigen, nachhaltigen und anpassungsfähigen Designlösungen steigt. Durch den Einsatz dieser innovativen Werkzeuge und die Einhaltung globaler Standards für umweltfreundliches Bauen kann die Branche eine Vorreiterrolle übernehmen und Gebäude schaffen, die nicht nur funktional und effizient sind, sondern auch einen positiven Beitrag für die Umwelt und die Gemeinden leisten, denen sie dienen.
Daher ist Technologie nicht nur ein Werkzeug für heute, sondern ein Eckpfeiler für die Zukunft des Bauwesens.