Einen Wolkenkratzer aus dem Homeoffice bauen

Die Ingenieure und Architekten des Crown Sydney mussten die letzte Phase des Bauprojekts von Zuhause aus koordinieren.

Als sich Anfang 2020 der Bau des 71-stöckigen Wolkenkratzers Crown Sydney dem Ende zuneigte, glaubte das Team, den schwierigsten Teil des 2,2 Milliarden Dollar teuren Projekts bereits hinter sich gebracht zu haben. Lediglich die Koordinierung des Ausbaus stand noch bevor – aufgrund der einzigartigen Gebäudegestaltung eine komplexe Phase, die das Team von nahegelegenen, hochmodernen Büros aus bewerkstelligen sollte.

Doch dann kam die COVID-19-Pandemie und damit zahlreiche Lockdowns auf der ganzen Welt. Die meisten Angestellten in nicht essentiellen Bereichen wurden vom Büro ins Homeoffice geschickt, wo sie auf unbestimmte Zeit arbeiten sollten.

Die für die Fertigstellung des Crown Sydney verantwortlichen Mitarbeiter waren plötzlich dazu gezwungen, das gewaltige Projekt am Laptop von Zuhause aus zu Ende zu bringen. Es sollte das größte Gebäude der Stadt werden, inklusive Luxushotel, Apartments, Kasino, Einkaufszentrum und zwei Dachterrassen mit Infinitypools und Blick auf den Horizont.

„Es war keine leichte Aufgabe“, so Nick Smith, ein Bauingenieur der Robert Bird Group, dem Ingenieurbüro, das am Bau des Projekts beteiligt war. „Die direkte menschliche Interaktion hat gefehlt.“

„Es fühlte sich an wie eine leichte Panikattacke.“ So beschreibt Heike Hessenberger, eine Architektin bei Bates Smart, die plötzliche Umstellung auf das Homeoffice. 

Gemeinsam mit Bluebeam hielt das auf die Baubranche ausgerichtete Medienunternehmen The B1M vor Kurzem eine Diskussionsrunde ab. Eingeladen waren Mitarbeiter, die aufgrund der Pandemie die Fertigstellung des Crown Sydney vom Homeoffice aus managen mussten. Die Podiumsveranstaltung folgte kurz nach der Premiere des Films über den neuen Wolkenkratzer (siehe oben) und die beispiellose Herausforderung, die das Arbeiten aus dem Homeoffice darstellte. Die Eröffnung des Crown Sydney soll im Dezember stattfinden.

Die Veranstaltung wurde von Fred Mills, Mitbegründer von The B1M, moderiert. Die folgenden Experten nahmen an der Diskussionsrunde teil:

Hier sind einige Höhepunkte der Podiumsdiskussion:

Digitale Zusammenarbeit spielte bei der Umstellung eine wichtige Rolle

Glücklicherweise erfolgte die Umstellung auf eine komplett digitale Arbeitsweise schon früh im Projektlebenszyklus. Als plötzlich auf das Homeoffice umgestellt wurde, waren die Teammitglieder bereits mit den nötigen digitalen Tools ausgestattet, um ortsunabhängig zusammenzuarbeiten. 

„Das hat die [digitale Zusammenarbeit] auf einem viel persönlicheren Level wirklich beschleunigt“, so Smith. „Auf diese Weise konnte das Projekt fortgeführt werden. Wir haben uns alle Funktionen von Bluebeam angesehen und uns gefragt, was wir noch weiter verbessern könnten. Es hat zwar schon vorher gut funktioniert, aber wenn man im Homeoffice arbeitet, lässt sich die Effizienz wirklich noch steigern.“ 

Aufgrund der komplexen Projektgestaltung musste das Team schon früh auf einen komplett papierlosen Prozess umstellen. Als dann aus dem Homeoffice gearbeitet werden musste, hat sich das besonders ausgezahlt.

„Da Zeichnungen in Bluebeam relativ schnell überlagert werden können, erfolgt die erste Prüfung von Gebäudeänderungen jetzt in Bluebeam“, sagt Hessenberger.

Die Arbeit im Homeoffice ist nicht ideal für die Baubranche

Während andere Branchen aus den Erfahrungen in diesem Jahr schließen, dass die Arbeit im Homeoffice problemlos zur neuen Normalität werden könnte, weichen die Erfahrungen im Baugewerbe davon ab. Die direkte Interaktion nimmt dort weiterhin einen enorm wichtigen Stellenwert ein. 

Natürlich haben die Mitarbeiter, die auf der Baustelle am Bau eines Wolkenkratzers wie dem Crown Sydney beteiligt sind, nicht die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten. Doch auch für Architekten und Ingenieure, die ihre Arbeit üblicherweise im Büro erledigen, ist der Austausch mit dem Team vor Ort von großer Bedeutung. Laut der Diskussionsteilnehmer trifft das besonders auf die letzten Phasen eines Bauprojekts zu.  

„Es war ziemlich enttäuschend, dass ich einige wichtige Meilensteine nicht gemeinsam mit dem Team erleben konnte, mit dem ich über so viele Jahre zusammengearbeitet habe, aber es ging einfach nicht anders“, sagt Hessenberger über ihre Erfahrung mit der Arbeit im Homeoffice. „Es ist traurig, das Gebäude wachsen zu sehen, aber während des gesamten Prozesses nicht vor Ort dabei sein zu können.“ 

Die Arbeit von Zuhause förderte die Kommunikationsfähigkeiten

Trotz der offensichtlichen Nachteile, die mit der Fertigstellung des Projekts aus dem Homeoffice verbunden waren, stimmen die Diskussionsteilnehmer darin überein, dass die Architekten und Ingenieure des Crown Sydney durch diese Erfahrung einiges dazugelernt haben. Bei Schwierigkeiten haben sie sich an Kollegen und andere Bluebeam Benutzer gewandt, wodurch sie ihre Problemlösungskompetenz verbessern konnten. Diese Fähigkeiten können die Mitarbeiter auch später im Büro einsetzen.

„Verschwenden Sie keine Zeit, wenn Sie mal nicht weiter wissen“, so Hessenberger. „Werden Sie aktiv und stellen Sie Fragen. Das ist die beste Strategie, um weiterzukommen.“ 

Die Zunahme an digitaler Zusammenarbeit erhöht die Anforderungen an die Technologie

Da die digitale Zusammenarbeit in der Baubranche zunehmend zur Norm wird, müssen die Hersteller von Bautechnologie die Branche mit immer besseren Tools versorgen.

Aus diesem Grund sollten die Endbenutzer der Technologielösungen – im Falle des Crown Sydney unter anderem die Architekten und Ingenieure – mit den Herstellern kommunizieren und diese auf neue Probleme aufmerksam machen, die im Zusammenhang mit ortsunabhängiger und digitaler Zusammenarbeit aufgetreten sind.  „Scheuen Sie sich nicht davor, mehr von Ihren Technologiepartnern zu fordern“, betont Kelly Furtado, Regional Director für die APAC-Region bei Bluebeam. „Die Welt befindet sich momentan in einer Phase der digitalen Transformation. Wenn wir uns als Technologieanbieter weiterentwickeln möchten, ist es selbstverständlich, dass wir unseren Kunden zuhören und die Technologien und Lösungen zur Verfügung stellen, von denen die Branche am meisten profitiert.“

Dieser Büroturm in Chicago ist das erste Gebäude, dass auf ein Leben mit COVID-19 ausgerichtet ist.