Die Nachfrage nach nachhaltigen Bürogebäuden steigt stark

Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlicheren Bürokomplexen werden immer mehr Gebäude gebaut, die sowohl das Wohlbefinden und die Produktivität ihrer Nutzer verbessern als auch geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Auch wenn viele verschiedene Branchen in den letzten Jahren auf den Nachhaltigkeitstrend aufgesprungen sind, so haben nur wenige so ein starkes Engagement gezeigt wie das Baugewerbe.

Als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen ist sich die Branche bewusst, dass sie ihre gesamte Arbeitsweise sowie die Art von Gebäuden, die sie baut, komplett überdenken muss.

Das Baugewerbe verursacht beträchtliche Umweltbelastungen. Laut dem World Green Building Council (WGBC) sind Gebäude für ungefähr 39 % des weltweiten CO2-Fußabdrucks verantwortlich.

11 % davon stammen laut dem WGBC von Kohlenstoffdioxidemissionen, die beim Bau und dem anschließenden Lebenszyklus der Gebäude entstehen.

Die restlichen 28 % sind auf den täglichen Betrieb der Gebäude zurückzuführen. Darunter fällt die Energie, die für die Stromversorgung, Heizung und Kühlung der Gebäude verwendet wird.

Es ist unerlässlich, diesen Anteil an der Erderwärmung so weit wie möglich zu reduzieren. Sowohl bessere Konstruktionsmethoden und nachhaltige Baumaterialien als auch effizientere Betriebssysteme nach Abschluss des Baus können dazu beitragen, nachhaltigere Gebäude zu entwerfen und somit die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.

Welche Vorteile bieten nachhaltige Büroflächen?

Der Einsatz von grünen Technologien bei der Entwicklung, Nutzung und dem Besitz eines Gebäudes bietet nicht nur zahlreiche finanzielle und gesundheitliche Vorteile, sondern auch Verbesserungen hinsichtlich der Produktivität.

Die von der WBGC aufgeführten Vorteile lassen sich wie folgt aufteilen:

Vorteile für Bauunternehmen:

  • Geringere Planungs- und Baukosten
  • Höhere Verkaufspreise
  • Schnellere Verkäufe
  • Sicherstellung von Finanzierungsmöglichkeiten
  • Schneller Return on Investment
  • Erhöhter Marktwert
  • Niedrigere Leerstandsquote

Vorteile für Nutzer:

  • Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens
  • Erhöhte Produktivität
  • Weniger Ausfallzeiten
  • Geringere Betriebs-/Wartungskosten

Vorteile für Eigentümer:

  • Langsamerer Wertverlust
  • Hohe Auslastungsquote
  • Geringerer Ausstiegszinssatz

Darüber hinaus gibt es Faktoren, von denen alle drei Parteien gemeinsam profitieren. Dazu gehören unter anderem niedrigere Sanierungskosten, ein besseres Image des Unternehmens, Einhaltung gesetzlicher, unternehmensinterner und gesellschaftlicher Vorgaben sowie niedrigere Transaktionsgebühren.

Büroflächen, die sowohl nachhaltig als auch realisierbar sind

Die Baubranche muss in diesem Bereich nicht bei Null anfangen. In den letzten Jahren wurden viele Lösungen entwickelt, um die Häuser, in denen wir leben, noch energieeffizienter zu gestalten. So wurden neue Häuser nach strengeren Umweltstandards gebaut und bereits bestehende Gebäude mit energieeffizienten Technologien nachgerüstet.

Wie steht es aber um Bürogebäude?

Viele ältere Bürogebäude in Städten wie London, Paris und New York wurden ohne das Umweltwissen entworfen und gebaut, das wir heute haben.

Während die Nachhaltigkeit bestehender Gebäude durch Sanierungsarbeiten verbessert werden kann, werden neue Bürokomplexe nun von Anfang an in nachhaltiger und umweltfreundlicher Bauweise entworfen und gebaut.

Investoren wissen, dass sie heutzutage mit nachhaltigen Bauvorhaben bessere Rendite erzielen können, und die Eigentümer wissen das hohe Ansehen solcher Gebäude zu schätzen.

Für die mietenden Parteien ergeben sich auch Vorteile, da diese in einem Büro arbeiten können, das nicht zu ihrer Erschöpfung beiträgt. Sie leiden somit nicht mehr unter dem ‚Sick-Building-Syndrom‚. Im Gegenteil: Nachhaltige Gebäude können sowohl ihr Wohlbefinden als auch ihre Produktivität steigern.

Grüne Gebäude

Neue Bürogebäude werden heutzutage nach anspruchsvollen Standards wie BREEAM und LEED gebaut. Mithilfe dieser Standards können die Gebäude entsprechend der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Leistung umfassend bewertet werden.

Was genau ist ein grünes Gebäude? Laut der Definition des US-amerikanischen Green Building Council versteht man unter grünen Gebäuden ein Bauvorhaben, bei dem die Planung, Gestaltung und Ausführung des Bauwerkes unter Berücksichtigung wichtiger Gesichtspunkte stattfindet, darunter der Energie- und Wasserverbrauch, der umweltfreundliche Innenausbau, die Auswahl der Baumaterialien und die Auswirkungen des Gebäudes auf die unmittelbare Umwelt.

Diese Definition umfasst Gebäude aller Art – von Wohnimmobilien bis hin zu Freizeit-, Industrie- und Gewerbeanlagen, zu denen auch Büros zählen.

Worauf muss bei der Gestaltung und dem Ausbau eines Bürogebäudes geachtet werden, damit alle Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt werden?

Die Innenarchitekten und Spezialisten für Innenausbauprojekte von Morgan Lovell haben eine Reihe von Schritten für andere Architekten und Bauunternehmer zusammengestellt, die nachhaltige Bürokomplexe bauen möchten.

In wenigen Schritten zum nachhaltigen Bürogebäude

Zuallererst sollten die wichtigsten Stakeholder die Vorteile und Ziele eines nachhaltigen Bürokomplexes anerkennen. Außerdem ist es wichtig, zu Beginn der Gespräche das gewünschte Maß an Nachhaltigkeit zu besprechen und zu vereinbaren.

Die verschiedenen Nachhaltigkeitselemente – Energieeffizienzen, Reduktion von CO2-Emissionen, Luftqualität, Beleuchtung, weniger Abfall – müssen von Anfang an in die Projektplanung integriert werden.

Laut Lovell sollten die Tätigkeiten auf der Baustelle auch beispielhaft sein, insbesondere beim Einsatz von „grünen“ Materialien wie Holz, die so viel wie möglich verwendet werden sollten.

Die Umweltziele eines Projektes sollten auch für die Baustelle im Voraus klar festgelegt werden und Projektleiter sollten außerdem darauf achten, Bauabfälle weitestgehend zu minimieren. Jegliche Abfälle müssen außerdem soweit wie möglich effektiv recycelt werden.

Zu guter Letzt sollten die zukünftigen Mieter in Vorbereitung auf den Bezug des Gebäudes alle Mitarbeiter über ihre entsprechenden Nachhaltigkeitsziele informieren. Das Recycling von Papier und anderen Materialien sowie die Reduzierung von unnötigem Energieverbrauch innerhalb des Gebäudes sollten priorisiert werden. Mitarbeiter sollten beispielsweise dazu ermutigt werden, ihre Computer nach Feierabend herunterzufahren.

Beispiele für nachhaltiges Bauen

Hier finden Sie einige Beispiele für nachhaltige Bürokomplexe.

  1. Europäischer Hauptsitz von Bloomberg, London, Großbritannien:
    Das von Foster + Partner geplante Bürogebäude hat 2018 den Sterling Prize für den besten Neubau gewonnen.

    Verglichen mit traditionellen Leuchtstoffröhren, die häufig in Büros verwendet werden, spart der Medienkonzern mit den rund 500.000 LED-Deckenleuchten etwa 40 % Energie ein. Hinzu kommen die natürliche Belüftung und die intelligente Belüftungstechnik, durch die jährlich zwischen 600 und 750 MWh Strom eingespart werden.
  1. The Edge, Amsterdam, Niederlande:
    The Edge in Amsterdam von PLP Architecture gilt derzeit als das nachhaltigste und effizienteste Gebäude der Welt. Der Komplex wurde so entworfen, dass er so viel Sonnenlicht wie möglich einfängt, ohne dabei die Innentemperatur zu beeinflussen.

    The Edge wird von Grundwasserquellen mit Warm- und Kaltwasser versorgt, welches in das Gebäude gepumpt wird. Die Pumpen werden mit Solarenergie betrieben. Die Gebäudenutzer können das Licht und das „Klima“ ihrer Arbeitsplätze mit einer speziellen App direkt über ein Smartphone oder Tablet selbst regulieren.
  1. Bullitt Center, Seattle, USA:
    Das sechsstöckige Bullitt Center darf auf keiner Liste der nachhaltigsten Gebäude der Welt fehlen. Es wurde von Miller Hull Partnership entworfen und greift auf verschiedenste Technologien zurück, um seinem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht zu werden, darunter Strahlungsheizung und -kühlung durch Warmwasserheizungsrohre, die sich nur wenige Zentimeter unter dem Betonboden befinden.

    Ein Computersystem sorgt dafür, dass alle passiven und aktiven Systeme automatisch angepasst werden, sodass das Gebäude immer so effizient wie möglich arbeitet und die darin arbeitenden Menschen es so angenehm wie möglich haben. Während des gesamten Bauprozesses wurde darauf geachtet, verantwortungsvoll beschafftes Holz zu verwenden. Insgesamt wurden mehr als 540 Tonnen CO2 gebunden.

Diese und andere Beispiele für nachhaltige Gebäude spielen bereits eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine grünere Zukunft.

Die Bedeutung von nachhaltigen Bauweisen nimmt immer stärker zu und trotz der Zweifel an dem traditionellen Arbeitsmodell im Büro, die im Zuge der COVID-19-Pandemie aufkamen, ist es unwahrscheinlich, dass sich die Nachfrage nach gesünderen Arbeitsumgebungen umkehren wird.