Building Information Modeling – Was ist BIM?
Building Information Modeling (kurz: BIM, deutsch: Gebäudedatenmodellierung) beschreibt eine modelbasierte Methode zur optimierten Planung, vernetzten Errichtung und idealen Bewirtschaftung von Bauwerken mithilfe einer Software. Alle am Projekt beteiligten Personen sind dank digital modellierten und kombinierten Bauwerksdaten über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes auf dem aktuellen Stand und können zielorientiert zusammenarbeiten.
BIM als kooperative Arbeitsmethodik
Das deutsche Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) definiert BIM als „eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden.“
„BIM ist ein Prozess – kein Objekt“
Fred Mills, Mitbegründer von The B1M, erklärt in dem folgenden Video (auf Englisch), was genau ein BIM-Modell ist und was nicht:
Vorteile von BIM
Eine Studie von Dodge Date & Analytics (2021) zeigt die zehn wichtigsten BIM-Vorteile, deren Nutzen von Planer:innen als hoch beziehungsweise sehr hoch eingestuft wurde:
- Verbesserte Verwaltung komplexer Sachverhalte
- Verbesserte Zusammenarbeit im Team
- Verbesserte Datenübergabe
- Verbesserte Fähigkeit, Kund:innen- und Entwurfsanforderungen zu erfüllen
- Gesicherte Geschäftskontinuität
- Verbesserte Projektprognosen
- Verbesserte Entwurfsqualität
- Weniger Fehler und Überarbeitungsbedarf
- Höhere Zufriedenheit der Kundschaft
- Höhere Arbeitskapazität
Weitere elementare Vorteile der BIM-Anwendung sind:
- Präzisere Leistungs- und Terminvorhersage
- Effizienterer Angebotsprozess und verbesserte Ressourcenplanung
- Verringerung von Planungsfehlern und höherer Anteil erfolgreicher Projekte
- Verbesserter Informationsaustausch zwischen allen Projektbeteiligten
- Permanente Verfügbarkeit aller aktuellen und relevanten Daten für alle Beteiligten
- Sichere Gebäudeverwaltung und effizienter Gebäudebetrieb nach Baufertigstellung
Nachteile von BIM
Doch Building Information Modeling ist nicht das Allheilmittel für jedes Unternehmen, zumal die BIM-Methode – besonders am Anfang – einige Herausforderungen mit sich bringt:
- Investitionsbedarf zu Beginn
- Hoher Implementierungsaufwand
- Mangelnde Erfahrung mit BIM und fehlendes technisches Knowhow
- Änderung bisher bewährter Arbeitsweisen und Standards
- Datenschutz, Datenmengen und rechtliche Fragen
Wann lässt sich BIM sinnvoll einsetzen?
Von der ersten Idee über den Entwurf und den Bau sind viele unterschiedliche Unternehmen und Abteilungen an der Entstehung eines Bauwerkes beteiligt. Durch BIM wird der Prozess ganzheitlich vereinfacht, die Qualität wird erhöht, Kosten werden eingehalten, es wird termingerecht geliefert.
BIM vom Bestandobjekt bis zur neuen Immobilie
Egal ob Neubau oder Bestandsobjekt, durch den integralen Prozess lassen sich Bauprojekte effizient und nachhaltig für alle Beteiligten gestalten. So lässt sich die neue Immobilie bereits in der Planungsphase durch virtuelle Begehungen optimieren, Fehler in der Bauplanung können leichter identifiziert werden. Bei Bestandsobjekten kann der Ist-Zustand genau unter die Lupe genommen und der Bauablauf geplanter Umbaumaßnahmen simuliert werden.
BIM in der Projektkoordination
Durch BIM sparen Sie viele Koordinationsschritte: Bereits vor Baubeginn wird die spätere Umsetzung präzise geplant, sodass Gewerke und Subunternehmen termingetreu liefern. Schneller und effizienter funktioniert auch die Projektkommunikation – denn BIM ist ein probates Mittel, um den Informationsfluss zu optimieren. Wie BIM die Projektkommunikation verbessert, diskutieren vier Experten auch in diesem Bluebeam-Video:
Wo findet BIM Anwendung? Wer braucht BIM?
Die Anwendungsfälle von BIM sind vielfältig. Neben Bauherr:innen, Planenden und Bauunternehmen nutzen auch Herstellende, Architekt:innen und Fachingenieur:innen das Building Information Modeling.
Eine Studie von Dodge Data & Analytics (2021) zeigt, dass die Mehrheit BIM-bezogene Aktivitäten für die Planung, den Entwurf und die Bauausführung nutzt:
- Verschiedene Entwurfsprüfungen
- Räumliche Koordination/Kollisionserkennung (in statischem 3D)
- Kostenplanung und -kontrolle
- Darstellung des Bauprozesses (in dynamischem 4D)
- Kostenschätzung
- Erklärung der Bauausführung für Auftraggebende und Anwohnende
- Darstellung des Bauprozesses (in statischem 3D)
- Umsetzbarkeitsbeurteilung
- Aufstellen eines Flächennutzungsplans
- Vorbereitung von Fertigungs-, Werks- und Installationsplänen
Wie funktioniert BIM?
Über das Building Information Modeling werden alle Daten der unterschiedlichen Abteilungen auf einer zentralen Cloud verknüpft. Hieraus entsteht eine digitale Darstellung des Bauwerks: ein Gebäudemodell in 3D-Geometrie für eine realitätsnahe Simulation, in 5D-BIM mit weiteren Faktoren wie Zeit, Kosten und weiteren Spezifikationen.
BIM in der Planung
Im Gegensatz zu konservativen Planungsmethoden, welche einen erheblichen Koordinierungs- und Arbeitsaufwand verursachen, wird das Projekt mit der BIM-Methode zentral geplant und jeder Projektbeteiligte erhält die Daten in Echtzeit.
BIM in der Entwurfsphase
In der Entwurfsphase wird die Reihenfolge des zeitlichen Ablaufs abgestimmt und die Logistik mit den BIM-Daten geplant. Zusätzlich wird das Bauwerk im Detail ausgearbeitet und designtechnische Maßstäbe werden festgesetzt.
BIM im Bauprozess
Erfüllt das virtuelle Gebäude alle Erwartungen und Ansprüche, startet der reale Bauprozess. Subunternehmen erhalten ebenso Zugriff auf die für sie wichtigen Daten, sodass ein optimales Timing und maximale Effizienz gewährleistet werden kann.
BIM zur Bewirtschaftung
Nach Fertigstellung des Bauwerks kann das Modell im Betriebsprozess weiter genutzt werden. Die hinterlegten Daten sorgen im Bedarfsfall für kosteneffiziente Renovierungen und ermöglichen einen nachhaltigen Rückbau.
In der Praxis: BIM im Museumsbau
Wie das Building Information Modeling zur Errichtung eines Bauwerks beigetragen hat, sehen Sie im folgenden Video über das Len Lye Centre (auf Englisch):
Geschichte des Building Information Modeling (BIM)
Mit der Entwicklung von BIM wurde bereits in den siebziger Jahren begonnen. Bekannt wurde BIM allerdings erst zum Anfang der 2000er. Der Begriff Building Information Modeling wurde dabei maßgeblich durch die Firma Autodesk geprägt, um einen „dreidimensionalen, objektorientierten, AEC-spezifischen computerunterstützten Design-Prozess“ zu beschreiben. Dabei wird zwischen einem parametrischen Gebäudemodell und einem intelligenten Gebäudemodell unterschieden. Im parametrischen Gebäudemodell können sämtliche Komponenten zueinander in Abhängigkeiten gebracht werden, während beim intelligenten Gebäudemodell die Intelligenz auf einzelne Elemente beschränkt ist.
Ist BIM in Deutschland Pflicht?
Die Verabschiedung des Stufenplans zur Einführung von BIM durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (kurz: BMVI) im Jahr 2015 diente zur Beschleunigung der BIM-Einführung in Deutschland. Im Stufenplan forderte das BMVI „die Einführung von modernen, IT-gestützten Prozessen sowie Technologien zur Planung, für den Bau und das Betreiben von Bauwerken“.
- Vorbereitungsphase von 2015–2017: Durchführung von Pilotprojekten, Standardisierungsmaßnahmen, Aus- und Weiterbildung, Klärung rechtlicher Fragen, Entwicklung von Leitfäden für effektive Prozesse
- Systematische Anwendung des Leistungsniveaus 1 von 2017 – 2020: Durchführung einer großen Anzahl an Pilotprojekten
- Breite Implementierung des Leistungsniveaus 1 in 2020: Regelungen für alle neu zu planenden Projekte des infrastrukturbezogenen Hochbaus verpflichtend
- BIM-Pflicht in 2021: BIM-Pflicht bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ab 01. Januar 2021
Welche BIM-Software gibt es?
Die Nemetschek Group bietet verschiedene Bausoftwarelösungen an – BIM-Software an sich und Lösungen, die den BIM-Prozess unterstützen. Drei dieser Lösungen möchten wir Ihnen hier vorstellen.
1. Graphisoft Archicad: Verwirklichung von BIM-Arbeitsabläufen
Archicad von Graphisoft ist eine CAD– und BIM-Software für Architekt:innen. Sie unterstützt Sie dabei, einen durchgängigen BIM-Arbeitsablauf über den gesamten Gebäudelebenszyklus hinweg durchzuführen.
Übrigens: Über die OPEN-BIM-Schnittstelle können Sie ganz einfach Informationen mit anderen Projektpartnern austauschen. Eine Anbindung an Bluebeam Revu ermöglicht es, Zeit- und Kosteneinsparungen zu realisieren. Wie genau das funktioniert, lesen Sie in unserem Artikel „Integration von Bluebeam und Graphisoft“.
2. NEVARIS Build: Effiziente Steuerung von Bauprojekten
NEVARIS Build ist eine umfassende Projektsoftware, die die Bereiche AVA, Kalkulation, Projektcontrolling, CRM und BIM beinhaltet. Wie sich BIM-Projekte mithilfe der Software abwickeln lassen, sehen Sie im folgenden Video:
3. Bluebeam Revu: Unterstützung des BIM-Prozesses
Als bauspezifisches Programm empfehlen wir Bluebeam Revu: Effizienter Zusammenarbeit, transparentem Informationsaustausch sowie einfachem Datenimport steht damit nichts mehr im Wege. Bluebeam Revu unterstützt die verlustfreie Datenübertragung zwischen allen Projektbeteiligten.
Als Teil der Nemetschek Gruppe verfolgen wir das Ziel, BIM-Manager:innen eine Komplettlösung zu bieten, um die Fülle von Daten effizient und transparent teilen und koordinieren zu können.
Was unser Programm alles kann?
- Dokumentenorganisation
- Einfache Erstellung von Angeboten dank präzisem Aufmaß
- SharePoint-Dokumente öffnen, anzeigen und bearbeiten
- Einfacher Datenzugang durch Projektverwaltung in der Cloud
- Schnellere und präzisere Qualitätssicherung und -kontrolle
- Beschleunigtes Datenmanagement
- Nachverfolgung von Markierungen
- Schnellere Planprüfungen
- Anpassbare Kollaborationsberechtigungen
Tipp: Um das Beste aus Ihrem Projekt herauszuholen, sollten Sie BIM um die Sensoren und das Datenmanagement des Digital Twins erweitern. Mehr dazu in unserem Beitrag „Wie sich BIM und digitaler Zwilling unterstützen“.
Gelebte Praxis: Machen Sie BIM zu Ihrem Standard
Wie steht es um die Digitalisierung in der Baubranche? Eins ist klar: BIM löst einen großen Paradigmenwechsel in der Baubranche aus. Die Technik funktioniert bereits sehr gut, jedoch steht der mentale Wandel vom konservativ agierenden zum zukunftsfähigen Unternehmen noch aus.
Sichern Sie sich jetzt einen klaren Wettbewerbsvorteil, indem Sie BIM zu Ihrem neuen Standard machen. Wer diesen Kulturwandel verpasst, dem fehlen künftig die notwendigen Ressourcen, um fortschrittlich und zukunftsorientiert zu wirtschaften.
Zur Vertiefung der Thematik möchten wir Ihnen auch unsere Artikel „So vereinfachen Studio-Sitzungen BIM-Koordinationsabnahmen“ und „Ein Leitfaden zur BIM-Ausführungsplanung“ empfehlen.
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