Begrünte Fassaden: Ein Gewinn für Mensch und Klima
Urbanes Gärtnern gewinnt in Städten weltweit an Bedeutung. Auf Dächern, in Innenhöfen und auf Balkonen sprießen kleine Oasen des Grüns empor. Die Fassadenbegrünung ist dabei ein bemerkenswerter Trend in der Baubranche, der sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. Hierbei werden nicht nur horizontale Flächen genutzt, sondern auch vertikale Gebäudeflächen zum Leben erweckt. Mithilfe von Kletterpflanzen, vertikalen Gärten oder speziellen Pflanzsystemen verwandelt sich die triste Fassade eines Gebäudes in eine lebendige, grüne Fläche, die nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch zahlreiche ökologische Vorteile bietet.
5 Vorteile der Fassadenbegrünung
Fassadenbegrünungen verschönern das Stadtbild und leisten gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Gerade in Zeiten des Klimawandels sind innovative Lösungen gefragt, die zu mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche beitragen. Begrünte Fassaden bieten hier im wahrsten Sinne des Wortes grünes Zukunftspotenzial. Fünf konkrete Vorteile der Grünfassaden stellen wir Ihnen jetzt genauer vor:
1. Verbesserung der Luftqualität
Pflanzen können Schadstoffe aus der Luft filtern und an ihrer Oberfläche binden. Diese natürliche Filterung hilft, die Luftqualität zu verbessern und die Feinstaubbelastung zu reduzieren.
2. Isolation der Fassade
Grünfassaden reflektieren das Sonnenlicht und schützen die Fassaden so vor starkem Aufheizen. Durch die Beschattung der Fassaden verbessern Fassadenbegrünungen das Mikroklima und wirken wie eine natürliche Klimaanlage.
Vertikale Gärten können dem städtischen Wärmeinseleffekt entgegenwirken, bei dem asphaltierte Städte mehr Sonnenstrahlung absorbieren und dadurch deutlich wärmer werden als ihre ländlichen Pendants. Besonders in Großstädten kann dies dazu beitragen die Hitzebelastung zu senken.
Die natürliche Isolation hat außerdem eine angenehm kühlende Wirkung auf die Raumtemperatur der begrünten Gebäude. Auch im Winter profitieren die Bewohner von der Vertikalbegrünung: Durch die zusätzliche Isolationsschicht können Heizkosten gesenkt werden.
3. Optische Aufwertung
Begrünte Fassaden sehen schön aus und verbessern das Stadtbild. Die immergrünen Pflanzen sind ein echter Hingucker und eine willkommene Abwechslung zu monochrom verputzen Häuserfassaden.
Über die optische Aufwertung freuen sich nicht nur die Bewohner der begrünten Gebäude, sondern die ganze Nachbarschaft.
4. Schutz der Fassade
Vertikalbegrünung schützt die Hausfassade vor Witterungseinflüssen wie Regen und UV-Strahlung. Dies hat meist einen positiven Einfluss auf die Beständigkeit des Gebäudes. Die Absorption von Regenwasser durch Grünfassaden kann außerdem dazu beitragen, das Hochwasserrisiko zu verringern.
Willkommener Nebeneffekt: Fassadenbegrünung schützt nicht nur vor Extremwetter, sondern auch vor unerwünschten Graffitis.
5. Minderung von Lärm
Fassadenbegrünungen absorbieren Schall und tragen so zur Lärmminderung bei. Besonders in Großstädten mit hohem Verkehrsaufkommen und dementsprechend großer Lärmbelastung ist dies von Vorteil.
Lernen Sie mehr über den zukunftsorientierten Umgang mit unserem baulichen Erbe.
Welche Nachteile hat die Fassadenbegrünung?
Grünfassaden haben nur wenige Nachteile. Dennoch sollten vor der vertikalen Begrünung einige Punkte beachtet werden:
- Regelmäßige Pflege: Insbesondere, wenn es sich um eine Fassadenbegrünung mit schnellwachsenden Pflanzenarten handelt, ist eine regelmäßige Pflege unerlässlich.
- Schäden bei der Entfernung: Muss die Vertikalbegrünung entfernt werden, können durch tief verwurzelte Pflanzen und verwendete Befestigungssysteme Schäden an der Gebäudefassade zurückbleiben.
- Hohe Kosten: Die Erstbegrünung und die spätere Pflege von Fassadenbegrünungen sind je nach Größe des Gebäudes mit nicht zu unterschätzenden Kosten verbunden.
Fassadenbegrünung: Neue Möglichkeiten für die Architektur
Grundsätzlich sind der Gestaltung von Fassadenbegrünungen so gut wie keine Grenzen gesetzt. Bauplaner:innen und Architekt:innen können also kreativ werden und durch die Gestaltung vertikaler Gärten echte Hingucker erschaffen.
Vertikale Gärten von Patrick Blanc
Der französische Botaniker Patrick Blanc ist bekannt für seine besonderen Fassadenbegrünungen. Für die spezielle Technik seines Begrünungsverfahrens ließ Blanc sich ein Patent erteilen.
Patrick Blanc hat weltweit zahlreiche Gebäudefassaden mit seiner grünen Kunst verschönert und dient damit als Inspirationsquelle für ähnliche Vorhaben.
Eines seiner bekanntesten Projekte ist die Begrünung der Markthalle von Avignon. Mehr über die vertikalen Gärten von Patrick Blanc finden Sie in diesem Video:
Vorhang auf für den größten vertikalen Garten Nordamerikas
In Dallas, Texas, soll ein 26-stöckiger Wohnkomplex mit einer begrünten Fassade ausgestattet werden. Nach Angaben der Bauträger wäre dies der höchste vertikale Garten Nordamerikas.
Nach dem Bau sollen die zirka 40.000 immergrünen Pflanzen des vertikalen Gartens jährlich rund 550 Kilogramm Sauerstoff produzieren und gleichzeitig der Atmosphäre zirka 725 Kilogramm Kohlendioxid entziehen.
Die Pflanzen wachsen in Mineralwolle, einer Erde aus vulkanischem Gestein, die Feuchtigkeit hält, sodass der Garten weniger häufig gegossen werden muss. Die Wand wird zudem mit dem „Internet der Dinge“ ausgestattet sein. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Sensoren, die Daten über die Boden- und Pflanzengesundheit sowie über Feuchtigkeit und Sonnenlicht sammeln, die von Landschaftsgärtnern zur gezielten Pflanzenpflege genutzt werden können.
Die Bauherren wissen, dass auch der höchste vertikale Garten Nordamerikas das Luftverschmutzungsproblem von Dallas nicht lösen wird. Aber sie hoffen, dass er zumindest einen Beitrag leisten wird und gleichzeitig als Beispiel dafür dient, was in Zukunft mit grünen Gebäuden möglich ist.
3 Tipps und Tricks für begrünte Fassaden
Sie möchten Ihr Bauprojekt mit Grünfassaden ausstatten? Hier erfahren Sie drei Dinge, die Sie über Fassadenbegrünungen wissen sollten:
1. Pflege der Fassadenbegrünung
Die Instandhaltung von Vertikalbegrünungen kann sehr zeit- und kostenintensiv sein. Dazu gehört unter anderem:
- Bewässerung
- Düngung
- Rückschnitt
- Entfernen und Ersetzen von ausgefallenen oder abgestorbenen Pflanzen
- Ergänzung und Austausch des Substrats
- Wartung technischer Systeme (z. B. Wasserversorgungsanlagen)
Besonders bei großen Gebäuden ist es ratsam eine Spezialfirma mit der Pflege und Wartung der Grünfassaden zu beauftragen.
2. Rechtliche Grundlagen für Grünfassaden
Ob Sie eine baurechtliche Genehmigung für die Fassadenbegrünung Ihres Bauprojektes benötigen, hängt von Art und Umfang der vertikalen Begrünung ab. Auch Anforderungen des Bauordnungsrechts, der Verkehrssicherheit und des Brandschutzes müssen bei der Begrünung von Fassaden beachtet werden. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrer lokalen Bauaufsicht.
3. Förderprogramme für Fassadenbegrünungen
Fassadenbegrünungen können unter Umständen bezuschusst werden. So fördert beispielsweise das Bundesumweltministerium Projekte für die naturnahe Gestaltung von Firmengebäuden und -grundstücken. Darunter fällt auch das Begrünen von Wand- und Dachflächen.
Die Zukunft der Fassadenbegrünung: Sind bald alle Städte grün?
Fassadenbegrünungen verbessern das Mikroklima und die Luftqualität, schützen Gebäude vor Hitze und Witterungseinflüssen und verschönern gleichzeitig das Stadtbild. Und obwohl die positiven Effekte von Fassadenbegrünungen längst nachgewiesen sind, scheitern entsprechende Projekte oft noch an der Finanzierung.
Dennoch tragen Fassadenbegrünungen bereits heute zu mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche bei und stellen neben der Nutzung von Solarenergie, grünen Baumaterialien und nachhaltigen Bautechnologien eine weitere vielversprechende Möglichkeit für umweltfreundlicheres Bauen dar.
Erfahren Sie, wie klimagerechtes Bauen funktioniert
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