Die Holzpreise schwankten in den letzten Jahren extrem
In den letzten Jahren hielten uns der Baustoffmangel und steigende Baustoffpreise in Atem. Doch wie wirkte sich das auf den Baustoff Holz aus? Die Holzpreisentwicklung der letzten Jahre haben wir für Sie im Folgenden zusammengefasst.
Holzpreise stiegen zu Beginn der Pandemie 2021
Seit Beginn der Coronapandemie konnte ein starkes Auf und Ab der Preise dieses unverzichtbaren Baumaterials beobachtet werden. Zu Beginn der Pandemie erreichten sie zunächst ein Allzeithoch, da die Lieferanten nicht auf den starken Anstieg der Holznachfrage vorbereitet waren. Aufgrund der Lockdowns hatten plötzlich viele Heimwerker:innen Zeit für Renovierungsprojekte. Die Schwankungen hielten seitdem an.
Neue Rekorde bei der Holzpreisentwicklung 2022
Inzwischen sind die Preise erneut gefallen. Die Rekorde bei den Holzpreisen lagen in den letzten Jahren bei diesen Spitzenwerten:
- 2021: 1.500,00 $ (1.451.55 €) pro 1.000 board feet
- 2022: 1.464,40 $ (1.417,10 €) pro 1.000 board feet
Seitdem konnte ein stetiger Rückgang verzeichnet werden. Im September 2022 stiegen die Holzpreise für zwei Wochen auf über 500 $ (483,85 €). Ashley Boeckholt, CRO und Mitbegründer des digitalen Holzmarktplatzes MaterialsXchange, bezeichnet diese Preiserhöhung als „kurzer Anstieg in einem Bärenmarkt“.
Mit dieser Preisentwicklung für Baumaterial sollten Sie rechnen.
Hohe Holzpreise werden 2023 zur Normalität
Viele der pandemiebedingten Ursachen für den Preisanstieg bestehen mittlerweile nicht mehr, jedoch wies die Holzpreisentwicklung auch im Jahr 2023 Schwankungen auf. Anfang des Jahres stiegen die Holzpreise laut Trading Economics von 404 $ (374,93 €) auf 620 $ (575,39 €) und erreichten somit Ende Januar Höchstwerte für das Jahr 2023. Darauf folgten weitere Schwankungen, bis sich die Holzpreise in der zweiten Hälfte des Jahres ungefähr zwischen 480 $ und 550 $ einpendelten.
Damit bestätigte sich weitestgehend die Prognose aus dem vergangenen Jahr von Zach Lowry, Branchenexperte bei The Timberland Investor: „Ich denke, dass man von einer Spanne von 400–600 $ (385,86–578,79 €) als neue Normalität ausgehen kann. Ich denke jedoch nicht, dass eine Rückkehr zu den Höchstpreisen völlig ausgeschlossen ist.“
Angesichts der wiedergewonnenen Stabilität scheint sich der Holzmarkt langsam von seinem Tief zu erholen. Dies spiegelt sich auch in der Prognose für die Holzpreisentwicklung 2024 wider. Mehr dazu lesen Sie im Folgenden.
Prognose für die Holzpreise 2024: Leichte Preissteigerung erwartet
Vor der Pandemie lagen die Holzpreise jahrzehntelang im Bereich von 200–400 $ (192,93–385,86 €). Ohne eine deutliche Reduzierung der Produktionskosten oder einen unerwarteten Nachfrageanstieg ist ein erneutes Absinken des Holzpreises auf 200 $ (192,93 €) laut Expert:innen unrealistisch. Prognosen von Trading Economics versprechen eine leichte, aber kontinuierliche Steigerung der Holzpreise im Jahr 2024. Ende 2024 soll dieser bei 622,80 $ (577,83 €) liegen.
Insgesamt moderate Nachfrage nach Holz erwartet
Mark Zandi, Chefökonom von Moody’s, geht davon aus, dass der Immobilienmarkt sich auch im kommenden Jahr nicht stark erholen wird. Mit einer Normalisierung der Verkaufszahlen rechnet er erst 2025–2026 (Quelle: CoinUnited.io). Angesichts dieser Prognose erscheint es unwahrscheinlich, dass die Nachfrage nach Holz und damit die Holzpreise in naher Zukunft wesentlich steigen werden. Vielmehr könnte sich eine stabile, aber gemäßigte Nachfrage nach Holz etablieren, beeinflusst durch den langsamen Wiederaufschwung im Immobilienbereich.
Zinsentwicklungen beeinflussen die Holzpreise 2024
Im Jahr 2022 hat die US-Notenbank Federal Reserve die Zinssätze mehrfach deutlich angehoben, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Auch 2023 setzte die Fed diesen Kurs zunächst fort, legte Mitte des Jahres aber eine Zinspause ein und ließ den Leitzins unverändert. Für 2024 rechnen einige Expert:innen mit Zinssenkungen, was auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik hindeutet. Noch ist es aber zu früh, um genaue Prognosen für die Zinsentwicklung im Jahr 2024 abzugeben (Quelle: tagesschau und Morningstar).
Auch die Hypothekenzinsen, die sich bereits 2022 auf hohem Niveau bewegten, stiegen 2023 weiter an. Der Vertragszinssatz für eine 14-jährige Festzinshypothek erreichte im August 2023 den höchsten Stand seit über 20 Jahren, was den Wohnungsmarkt stark belastete. Sollte sich an den hohen Finanzierungskosten für den Kauf neuer Eigenheime nichts ändern, könnte die verhaltene Nachfrage nach Wohnraum auf absehbare Zeit anhalten und in der Folge den Bedarf an und damit auch die Preise von Holzprodukten niedrig halten (Quelle: Institutional Money und FONDS professionell).
Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung der Holzpreise?
An die Stelle der Heim- und Umbauprojekte zu Pandemiezeiten sind die Inflation und hohe Zinssätze getreten. Mehr zur aktuellen Lage in Deutschland lesen Sie in unseren Artikeln „Prognose für die Bauwirtschaft“ und „Baustoffpreise“.
Im Folgenden gehen wir vor allem auf die Situation in den USA ein, die sich jedoch auch auf den deutschen Markt auswirkt, beziehungsweise hierzulande ähnlich zu beobachten ist.
Weniger Bauprojekte 2023 = weniger Holznachfrage
Im August 2023 sank die Anzahl der Baubeginne um 11,3 Prozent und erreichte somit den niedrigsten Stand seit Juni 2020. Zurückzuführen ist diese Entwicklung vor allem auf verschärfte finanzielle Bedingungen, einen Anstieg der Hypothekenzinsen und hohe Immobilienpreise (Quelle: Trading Economics).
Darüber hinaus nahmen die Rücktritte bei Eigenheimkäufen zu. Laut Redfin stieg der Anteil der aufgekündigten Verträge im September 2023 auf 16,3 Prozent. Es handelt sich dabei um den höchsten Prozentsatz seit Oktober 2022. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte sich dieser Wert um etwa 12 Prozent bewegt. Viele Käufer traten aufgrund der steigenden Hypothekenzinsen von ihren Verträgen zurück.
Auch die Nachfrage nach Umbauten nimmt ab. Der NAHB/Westlake Royal Remodeling Market Index (RMI), der die Umbauaktivität erfasst, fiel im dritten Quartal 2023 um 12 Punkte im Vergleich zum Vorjahresquartal. Ein solch niedriger Stand des RMI war zuletzt Anfang 2020 zu beobachten. (Quelle: NAHB).
Kürzungen bei der Werksproduktion führen zu Holzmangel
Die pandemiebedingten Herausforderungen in der Lieferkette, wie Arbeitskräftemangel in den Werken und Schwierigkeiten beim Transport, schränkten die Versorgung in Zeiten hoher Nachfrage ein, was zum anfänglich starken Anstieg der Holzpreise führte. Inzwischen sind einige Werke aufgrund geringer Nachfrage und steigender Produktionskosten gezwungen, die Produktion zu drosseln.
Kanada zählt zu den wichtigsten Produktionsländern von Nadelschnittholz. In den letzten fünf Jahren ist die Sägewerksproduktion in der kanadischen Provinz British Columbia allerdings stark gesunken (Quelle: ResourceWise). Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf Holzschädlinge und Waldbrände zurückzuführen. Zudem hat die Holzfaserknappheit in British Columbia zu verringerten Betriebsraten und zeitweisen Stilllegungen in Zellstoffbetrieben geführt. Dieser Holzmangel trägt zu den steigenden Werkskosten bei. Derartige Kostensteigerungen in der Produktion sind keine Seltenheit und stellen eine neue Realität für die gesamte nordamerikanische Branche dar.
Das Sägewerk Canfor kündigte bereits 2022 eine zweiwöchige Produktionskürzung in den meisten seiner Massivholzanlagen in der kanadischen Provinz British Columbia sowie eine anschließende Anpassung der Produktionskapazität für den Rest des Jahres an. Anfang 2023 wurde bekannt, dass das Unternehmen im Rahmen einer Umstrukturierung eines seiner Sägewerke dauerhaft schließen und ein weiteres für einen längeren Zeitraum stilllegen will (Quelle: Canfor und the deep dive).
Höhere Kosten bei der Verarbeitung treiben die Holzpreise
„Holz ist wesentlich teurer zu produzieren als noch vor einigen Jahren“, erklärt Lowry. „Jeder Aspekt der Holzproduktion, von der Holzernte bis zum Fräsen, hängt stark von Faktoren wie Diesel, schweren Maschinen, Fahrzeugen und Arbeitskräften ab, deren Kosten seit der Pandemie deutlich gestiegen sind.“
Die höhere Kostenbelastung in der Holzverarbeitung könnte eine neue Untergrenze für Holzpreise erforderlich machen, die über dem Mindestpreis von 300 $ (289,39 €) vor der Pandemie liegen würde. „Wenn die Holzpreise auf knapp über 400 $ (385,86 €) steigen, wird es mehr Gespräche über Kürzungen geben“, so die Einschätzung Boeckholts von MaterialsXchange.
Anhaltender Zollstreit
Im August 2022 veröffentlichte das Handelsministerium der Vereinigten Staaten seine dritte administrative Überprüfung und senkte die Zölle auf durch die USA importiertes Holz aus Kanada. Das US-Handelsministerium verringerte den ursprünglichen Satz von 17,99 Prozent um beinahe die Hälfte auf 8,59 Prozent. Im Juli 2023 wurde der Zollsatz erneut leicht gesenkt und liegt nun bei 7,99 Prozent.
Trotz der Kürzungen fordern US-Konzerne und kanadische Handelsvertreter eine weitere Senkung der Zölle. Kanada kündigte an, die Zollgebühren auf Grundlage des Canada-United States-Mexico Agreement (CUSMA) anzufechten.
Mary Ng, Kanadas Ministerin für internationalen Handel, Exportförderung und wirtschaftliche Entwicklung, drückte in einer Stellungnahme Kanadas „Enttäuschung darüber aus, dass die Vereinigten Staaten weiterhin unangemessene und unfaire Zölle auf Weichholz aus Kanada erheben. Der einzig faire Ausgang wäre, dass die USA von der Anwendung ungerechtfertigter Zölle auf kanadische Weichholzprodukte absehen.“ (Quelle: Government of Canada).
Auch die NAHB drängt auf die Abschaffung der Zölle auf kanadisches Holz durch das Handelsministerium und bezeichnet sie als Steuer zulasten von US-amerikanischen Bauträgern und Käufer:innen von Eigenheimen.
Fazit: Prognose für die Holzpreise 2024 schwierig zu treffen
Viele verschiedene Faktoren beeinflussen den Holzpreis. Eine genaue Prognose zur Holzpreisentwicklung 2024 ist daher kaum möglich. Unsere Expert:innen stimmen jedoch darüber ein, dass die Zeiten der Preisexplosionen vorbei sind und sich die Holzpreise 2024 stabilisieren beziehungsweise nur moderat steigen werden – insofern keine unerwarteten Ereignisse eintreten.
Fest steht: Das Niveau der Holzpreise vor der Coronapandemie wird wohl nicht mehr erreicht, obwohl das Bauen mit Holz in Zeiten des nachhaltigen Bauens wieder an Bedeutung gewonnen hat.
Sie wollen mehr zu den aktuellen Entwicklungen in der Bauwirtschaft wissen? Wie es insgesamt um die Baubranche steht, lesen Sie in unserem Artikel „Prognose für die Bauwirtschaft“. Außerdem empfehlen wir Ihnen unsere Artikel zum Baustoffmangel und den Baustoffpreisen.
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