Kurz und kompakt: Das Wichtigste zu den steigenden Baustoffpreisen
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Baubranche mit explodierenden Baustoffpreisen und Baustoffmangel zu kämpfen. Laut Prognose für die Bauwirtschaft sollte sich dies 2022 eigentlich bessern, aber neue Krisen heizen die angespannte Situation weiter an. Im Folgenden haben wir zusammengefasst, was Sie aktuell über die Preisentwicklung für Baumaterial im Jahr 2022 wissen müssen.
Warum wird Baumaterial teurer?
Baumaterial wird aus vielen verschiedenen Gründen teurer. Angefangen hat die rasante Preisentwicklung von Baumaterialien mit der Corona-Pandemie. Viele Betriebe wurden durch Lockdowns lahmgelegt oder die Produktion wurde gedrosselt, da man davon ausging, dass die Nachfrage einbrechen würde. Doch das Gegenteil war der Fall: Die Nachfrage stieg. Gleichzeitig brach das Angebot durch weitere Krisen ein und Lieferketten wurden immer wieder unterbrochen. Preissteigerungen waren die Folge.
Welche Baustoffpreise steigen?
Im Jahr 2021 war von der Preissteigerung bei Baustoffen vor allem Holz, Beton oder Bitumen betroffen. Seit der Ukraine-Krise steigen die Baustoffpreise für Betonstahl oder Bitumen weiter. Besonders stark stiegen die Preise für Dieselkraftstoff – und zwar um 31,2 Prozent von Februar 2022 auf März 2022. Eine genauere Aufschlüsselung zu weiteren Baustoffen finden Sie in den nächsten Absätzen.

Wie ist die Prognose zur Preisentwicklung für Baumaterial 2022?
Bei „The World Bank“ geht man in einem aktuellen Bericht mit einer Prognose zur Preisentwicklung davon aus, dass die Energiepreise im Jahr 2022 um mehr als 50 Prozent steigen. Erst 2023 oder gar 2024 soll sich die Situation bezüglich der Energiepreise wieder entspannen. Weitere Preise wie für Metalle werden 2022 um 20 Prozent steigen, bevor sich die Preissteigerung in den folgenden Jahren abschwächt (Stand 05/22, Quelle: worldbank).
Welche Auswirkungen haben die hohen Preise für Baustoffe?
Die hohen Baustoffpreise und der Materialmangel sorgen dafür, dass viele Unternehmen Projekte nicht fertig stellen können oder sogar Baustopps notwendig werden. Bauprojekte sind nicht mehr kalkulierbar. Immer öfter müssen sich Auftraggeber:innen und -nehmer:innen fragen, ob sich der Start eines Bauprojekts lohnt. Und Bauunternehmen sind gezwungen die hohen Rohstoffpreise weiterzugeben. Hohe Baupreise führen jedoch dazu, dass es zu immer mehr Auftragsstornierungen kommt (Stand 05/22, Quelle: ifo).
Preissteigerung von Baumaterialien im Jahr 2021
Laut Statistischem Bundesamt war Bauen im Jahr 2021 so teuer wie noch nie seit 1949. Konkret sieht die Preisentwicklung für Baumaterialien im Jahr 2021 gegenüber 2020 folgendermaßen aus (Quelle: destatis):

Preisentwicklung von Baustoffen im Jahr 2022
Im März 2022 wurden viele Baumaterialien noch teurer. Im Vormonatsvergleich und Vorjahresvergleich bedeutet das die folgenden Preissteigerungen bei Baustoffen (Quelle: zdb):
Baumaterialien | Änderung von Februar 2022 auf März 2022 | Änderung von März 2021 auf März 2022 in Prozent |
Dieselkraftstoff für Straßen- und Schienenfahrzeuge | +31,2 Prozent | +65,8 Prozent |
Betonstahl in Stäben, warmgewalzt | +19,3 Prozent | +60,4 Prozent |
Bitumen aus Erdöl | +8,4 Prozent | +45,3 Prozent |
Asphaltmischgut auf Grundlage von Schotter, Splitt | +5,2 Prozent | +13,9 Prozent |
Polymere des Vinylchlorids (Plaste, KG-Rohre, Folien) | +3,7 Prozent | +28,0 Prozent |
Erzeugnisse aus Beton, Zement und Gips | +1,8 Prozent | +9,7 Prozent |
Polyurethane, in Primärform (Schaum) | +0,7 Prozent | +21,0 Prozent |
Kies, Sand, gebrochene Natursteine | +0,5 Prozent | +8,6 Prozent |
Polymere des Styrols, in Primärformen (Dämmung) | +0,1 Prozent | +41,9 Prozent |
Zement, Kalk, gebrannter Gips | +0,0 Prozent | +9,5 Prozent |
Bauholz, nach DIN 4074/S10 KVH | -0,4 Prozent | +44,0 Prozent |
Prognosen für die Baustoffpreise je Baumaterial
Nachdem wir die vergangenen Preisentwicklungen von Baustoffen analysiert haben, wollen wir einen Blick in die Zukunft wagen und die Prognosen zu den Baustoffpreisen für Holz und Co. betrachten.
Holzpreis: schlechte Prognose für 2022
Die derzeitige Prognose für den Holzpreis ist, dass er auch 2022 weiter steigen wird. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einer hohen internationalen Nachfrage über Schädlingsbefall bis hin zur Ukraine-Krise.
China bezog sein Holz bisher überwiegend aus Russland und weicht nun auf andere Märkte aus. Das verknappt das Angebot in Europa und die Holzpreise steigen. Der Ausschluss von Russland aus dem SWIFT-System verkompliziert den Holzhandel mit dem weltweit größten Exporteur von Nadelschnittholz zusätzlich (Quelle: Holzmagazin).
Zu gering ist das Angebot von Holz auf dem Weltmarkt außerdem durch folgende Ereignisse: Die USA hatte in der Vergangenheit mit Waldbränden zu kämpfen und mit den Zöllen, die Ex-US-Präsident Trump für kanadische Holzlieferungen verhängt hat. Gleichzeitig kann Kanada durch einen Käferbefall weniger Holz in die USA liefern. Die USA bezieht seitdem mehr Schnittholz aus Europa. Dem heimischen Markt geht somit das Holz aus (Quelle: zdb)
Stahl: Preisentwicklung 2022 abhängig von Russland
Die Prognosen zur Preisentwicklung von Stahl sind 2022 angesichts des Ukraine-Konflikts nicht positiv. Denn: Russland sowie Belarus galten als wichtige Exporteure von Baustahl. Zusätzlich ist die europäische Stahlproduktion auf das russische Gas angewiesen, um den Baustoff zu verarbeiten. Kommt es zu einem Importstopp von russischem Gas, würde das viele Stahlwerke lahmlegen. Keine Produktion bedeutet kein Angebot. Und der Mangel würde zu weiteren Preissteigerungen für Stahl führen (Quelle: BR).
Dämmstoffe: Preisentwicklung 2022 nicht absehbar
Die Preise für Dämmstoffe sind aufgrund des Kunststoffmangels zuletzt stark gestiegen. So liegt beispielsweise bei den Polymeren des Styrols, die für die Dämmung benötigt werden, eine Preissteigerung von 41,9 Prozent im Zeitraum von März 2021 bis März 2022 vor. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht.
Ein Grund für die Kunststoffknappheit ist, dass das Material überwiegend in Asien produziert wird, wo die Produktion nach Beginn der Corona-Pandemie nur langsam wieder anlief. Kunststoffe, die nun hergestellt werden, finden ihren Weg jedoch nicht nach Europa, sondern werden an die Partner der Freihandelszone RCEP – zu der China, Japan, Südkorea, Australien und viele mehr gehören – geliefert.

Weitere Werke fielen in den USA während eines starken Winters 2021, in den Niederlanden aufgrund eines unvorhergesehenen Schadens und in Frankreich wegen eines technischen Problems aus. Andere Störungen der Lieferketten erhöhten die Baustoffpreise für Dämmmaterial zusätzlich. Hinzu kommt eine steigende Nachfrage.
Übrigens: Von den hohen Preisen für Kunststoffe sind beispielsweise auch Rohre und Co. betroffen. Das für Plaste, KG-Rohre oder Folien verwendete Polymere des Vinylchlorids weist von März 2021 bis März 2022 eine Preissteigerung von 28 Prozent auf (Quelle: zdb).
Baustoffpreise: Was Politik und Verbände nun fordern und umsetzen
Die Baustoffpreise sind so hoch wie nie. Das ruft auch Verbände und Politik auf den Plan. Was der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes fordert und was die Bundesregierung bisher umgesetzt hat, lesen Sie hier.
Forderungen des ZDB zur Preisentwicklung
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) fordert in Rahmen der Preissteigerungen für Baumaterialien (Quelle: zdb):
- Kurzarbeitergeld: Das Kurzarbeitergeld soll länger vereinfacht beantragbar sein, um Betriebe zu entlasten, die von Lieferengpässen betroffen sind.
- Sozialversicherungsbeiträge: Die Regelung zur Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen soll verlängert werden.
- Stoffpreisgleitklauseln: Bei neuen Aufträgen im öffentlichen Bau sollen Stoffpreisgleitklauseln Beachtung finden.
- Sanktionen bei Verzögerung: Verzögert sich der Bauablauf aufgrund von Lieferengpässen soll auf Sanktionen verzichtet werden.
- Rohstoffstrategie: Es braucht eine nationale beziehungsweise europäische Rohstoffstrategie für Baustoffe.
Die Regelung zum Kurzarbeitergeld gilt aktuell noch bis 30. Juni 2022 (Stand 05/22, Quelle: bmas). Die erleichterte Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen wurde bis April 2022 empfohlen (Stand 05/22, Quelle: ihk), wird teils aber auch im Mai 2022 noch umgesetzt. Zur Stoffpreisklausel hat die Bundesregierungen ab 25. März Sonderregeln erlassen (Stand 05/22, Quelle: bmwsb.bund) – mehr dazu im nächsten Absatz.
Bundesregierung erlässt Sonderregeln
Weil die Baustoffpreise für Stahl, Bitumen und weitere Baumaterialien aufgrund der Ukraine-Krise teils rasant gestiegen sind, reagiert die Bundesregierung und erlässt Sonderregeln, die vom 25. März bis zunächst 30. Juni 2022 gelten.
Die Regelungen gelten für Stahl und Stahllegierungen, Aluminium, Kupfer, Erdölprodukte (Bitumen, Kunststoffrohre, Folien, Dichtbahnen, Asphaltmischgut), Epoxidharze, Zementprodukte, Holz und gusseiserne Produkte.
Der Erlass regelt folgende Punkte:
- Stoffpreisgleitklausel für Betriebsstoffe
- Neue Vergabefahren
- Laufende Vergabeverfahren
- Anpassungen in bestehenden Verträgen
Mehr dazu finden Sie in der verlinkten Quelle (Stand 05/22, Quelle: bmwsb.bund).
Fazit: Hohe Baustoffpreise 2022 weiterhin Thema
Die Folgen der Corona-Pandemie, weitere Krisen und nun der Konflikt in der Ukraine treiben die Baustoffpreise nach oben. Die Baubranche muss sich auch 2022 darauf einstellen, dass die Preisentwicklung für Baumaterial volatil ist. Genaue Vorhersagen zu den Preissteigerungen sind kaum zu treffen. Nur eines ist sicher: Baumaterialien werden teurer.
Wenn Sie mehr zur Chronologie der Lieferengpässe und Preisanstiege von Baustoffen erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel zum Baustoffmangel. Und in unserem Artikel „Prognose für die Bauwirtschaft“ erfahren Sie, wie sich das Baugewerbe allgemein entwickelt.
Baumaterial richtig berechnen und Kosten sparen
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