Holz als Baustoff – Warum das Baumaterial sein Comeback feiert
Holz begleitet die Menschheit schon seit vielen Jahrhunderten. Zunächst hauptsächlich als Brennstoff, doch schon bald wurde Holz auch als Werkstoff für zahlreiche Gebrauchsgegenstände eingesetzt und spielte eine entscheidende Rolle bei der Errichtung von Wagen, Schiffen und vor allem Häusern. Damit ist Holz eines der ältesten Baumaterialien der Menschheit und kommt an zweiter Stelle direkt hinter dem Bauen mit Lehm.
Im Zuge der Industrialisierung und dem Aufkommen anderer Baustoffe wie Ziegel, Stahl und Beton rückte Holz im Baugewerbe in den Hintergrund. Die neuen Baustoffe zeichneten sich vor allem durch eine höhere Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit aus.
Doch die Gewinnung und Verarbeitung dieser Materialien stellt eine große Belastung für die Umwelt dar. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels hat das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch die Baubranche erreicht. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass der Baustoff Holz als Alternative zu Beton und Co. in den letzten Jahren ein echtes Comeback erlebt.
Wie nachhaltig ist Bauen mit Holz wirklich?
Holz gilt als besonders nachhaltig und umweltfreundlich. Doch wird der Baustoff diesem Ruf gerecht?
Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff, welcher Kohlenstoff bindet und von Natur aus weitgehend schadstofffrei ist. Während der CO2-Ausstoß von Beton und Stahl sehr hoch ist, ist Holz als Baustoff klimafreundlicher und im Sinne des zirkulären Bauens recyclebar. Diese wertvollen Eigenschaften machen das Bauen mit Holz zu einer nachhaltigen Alternative.
Die Thematik bedarf allerdings einer umfassenderen Betrachtung. Um ein ökologisches Haus zu gestalten, müssen zum Beispiel weitere Faktoren wie die Müllvermeidung beim Bau sowie das Energiekonzept und die Beständigkeit der Immobilie beachtet werden.
Tipp: Sie möchten mehr über Nachhaltigkeit in der Bauchbranche erfahren? Dann lesen Sie auch unseren Artikel zum Thema Nachhaltiges Bauen.
7 Vorteile des Holzbaus – Darum ist Bauen mit Holz sinnvoll
Bauen mit Holz ist aufgrund der oben genannten positiven Eigenschaften des Baustoffes klimafreundlich und punktet mit einer guten Ökobilanz. Doch das ist nicht alles. Wir zeigen Ihnen weitere sieben Vorteile von Holz als Baumaterial:
- Leistungsfähig: Holz ist tragfähig und kann die gleichen Standards in Sachen Leistung und Sicherheit erfüllen wie Gebäude aus Stahl und Beton.
- Schadstofffrei: Holz ist ein natürliches Baumaterial, das von Natur aus weitgehend schadstofffrei und deshalb auch für Allergiker geeignet ist.
- Besseres Raumklima: Der Einsatz von Holz sorgt für ein angenehmes Raumklima und einen hohen Wohnkomfort.
- Recyclebar: Der Baustoff hat eine hohe Recyclingfähigkeit und kann ohne schädliche Rückstände entsorgt werden.
- Leicht zu verarbeiten: Der Holzbau bietet einen hohen Vorfertigungsgrad, woraus eine kurze Bauzeit und die Möglichkeit des seriellen und modularen Bauens resultieren.
- Gute Dämmung: Die natürliche Zellstruktur des Baumaterials Holz sorgt für eine sehr gute Wärmedämmung.
- Hohe Lebensdauer: Holz bietet durch seine natürliche Beständigkeit eine hohe Langlebigkeit.
Gibt es Nachteile beim Bauen mit Holz?
Die Vorteile des Holzbaus sind zwar sehr vielseitig, allerdings bergen die speziellen Eigenschaften des Baumaterials auch einige Nachteile:
- Holz arbeitet: Holz ist ein Naturprodukt und arbeitet fast das ganze Jahr über. Das bedeutet, dass der Baustoff auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert und sich entsprechend ausdehnt oder zusammenzieht. Holz hat andere Ausdehnungsraten als Beton oder Stahl, daher ist es wichtig, die richtigen Toleranzen bei den Verbindungen einzuhalten.
- Schlechter Schallschutz: Holzwände sind dünner als massive Wände aus Stein und bieten deshalb weniger Schallschutz. Als Resultat sind Holzhäuser meist hellhöriger als Massivhäuser. Dies wirkt sich vor allem beim Mehrfamilienhausbau nachtteilig aus. Auch bei der Verwendung von Holzböden ist aufgrund der Akustik eine zusätzliche Materialschicht erforderlich.
- Höhere Instandhaltungskosten: Durch die Witterungsanfälligkeit des Baumaterials ist die Instandhaltung von Holzhäusern mit einem höherem Pflegeaufwand und daraus resultierenden Kosten verbunden. So müssen Gebäude aus Holz beispielsweise regelmäßig lackiert werden, wenn Sie die natürliche Verfärbung vermeiden wollen.
- Begrenztes Wissen: Holz wurde lange Zeit nicht als ernsthafte Alternative angesehen. Architekt:innen müssen deshalb erst lernen, welche Holztypen für welche Elemente zu verwenden sind und welche Spannweiten, Abmessungen oder Verbindungen ideal sind. Auch andere Fachkräfte wie Statiker:innen oder Bauunternehmer:innen müssen sich neues Wissen über den Baustoff Holz erst aneignen.
- Brandschutz Mythen: Die Bemühungen um Innovationen im Holzbau werden durch hartnäckige Mythen über die Überlegenheit von Stahl- und Betonkonstruktionen behindert. Oft wird der Brandschutz als größtes Problem bei Holzbauten angesehen, was aber ein Mythos ist. Holzwerkstoffe wie CLT, LVL und Brettschichtholz haben eine hohe Feuerbeständigkeit.
Anwendungsbereiche des Baustoffs Holz
Neubau, Umbau, Anbau, Sanierung oder Aufstockung – Holz als Baustoff ist vielseitig einsetzbar. Das zeigen auch die folgenden Beispiele.
Hochhäuser aus Holz brechen immer neue Rekorde
Dank technologischer Fortschritte sind Bauprojekte aus Holz inzwischen nicht mehr nur auf Gebäude geringerer Höhen beschränkt. Besonders eindrucksvoll zeigt diese Entwicklung das Mjøstårnet in Norwegen, das mit einer Höhe von 85,4 Metern offiziell als das höchste Gebäude der Welt aus Holz gilt (Quelle: holzbauwelt). Mehr über das besondere Bauwerk erfahren Sie in diesem Video:
Ferienhäuser aus Holzsandwichelementen entstehen
Das Ferienhaus Villa Tonden wurde aus vorgefertigten Holzsandwichelementen gebaut. Die Fassaden und Dächer sind mit Platowood verkleidet, einem umweltfreundlichen Nadelholz, das nicht behandelt werden muss und 50 Jahre lang hält. Ein wahres Haus der Zukunft.
Holzoberflächen verbessern die Akustik
Ein weiteres interessantes Beispiel sind die für ING Cedar entworfenen Atriumplattformen, bei denen Holz als Verkleidung für eine Stahlkonstruktion verwendet wurde. Die skulpturale Kraft und die räumliche Wirkung haben das Atrium zu einem kraftvollen Verbindungselement gemacht. Außerdem haben die Holzoberflächen Mikroperforationen, wodurch die Akustik verbessert wird.
Schweden plant einen Stadtbezirk aus Holz
Und auch Schweden setzt auf Holz als Baustoff der Zukunft. So plant Schweden beispielsweise den Bau eines ganzen Stadtbezirkes aus Holz (Quelle: goodnewsnetwork).
In Amsterdam ist Holz als Baustoff ab 2025 Pflicht
Die Stadt Amsterdam geht noch einen Schritt weiter: Sie verabschiedete kürzlich ein Gesetz, in dem der Holzbau in Amsterdam vorgeschrieben wird. Danach müssen alle neuen Gebäude, die nach 2025 gebaut werden, zu mindestens 20 Prozent aus Holz oder anderen biobasierten Materialien bestehen.
Wie viel kostet Holz als Baustoff?
Wie auch bei vielen anderen Baumaterialien sind die Preise für Holz aufgrund des Baustoffmangels in den letzten zwei Jahren stark gestiegen (Stand 07/2023). Mehr zur aktuellen Lage und zukünftigen Entwicklungen lesen Sie in unseren Artikeln zur Prognose für die Holzpreise und allgemein zu den Baustoffpreisen.
Die Zukunft des Holzbaus
Der Baustoff Holz gewinnt durch seine umweltfreundlichen Eigenschaften und baulichen Vorteile immer mehr an Attraktivität und erfreut sich steigender Beliebtheit in der Baubranche. Dank verschiedener Forscher:innen kann das Baugewerbe heutzutage außerdem auf das sogenannte Superwood oder transparentes Holz zurückgreifen.
Insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeits- und Umweltaspekten ist davon auszugehen, dass sich der Trend hin zum Bauen mit Holz fortsetzen wird. Bleiben auch Sie am Zahn der Zeit und informieren Sie sich über den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und weitere Aspekte des nachhaltigen Bauens.
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