Kurz und kompakt: Das Wichtigste zu den steigenden Baustoffpreisen
Laut Prognose für die Bauwirtschaft besteht eine Chance auf Erholung, die Entwicklung der Baubranche hängt jedoch maßgeblich vom weiteren gesamtwirtschaftlichen Geschehen ab. Im Folgenden haben wir zusammengefasst, was Sie aktuell über die Preisentwicklung für Baumaterial im Jahr 2023 wissen müssen.
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Warum wird Baumaterial teurer?
Die Gründe, warum Baumaterial teurer geworden ist, sind vielfältig. Angefangen hat die rasante Preisentwicklung von Baumaterialien mit der Corona-Pandemie. Viele Betriebe wurden durch Lockdowns lahmgelegt oder die Produktion wurde gedrosselt, da man davon ausging, dass die Nachfrage einbrechen würde. Doch das Gegenteil war der Fall: Die Nachfrage stieg. Gleichzeitig brach das Angebot durch weitere Krisen ein und Lieferketten wurden immer wieder unterbrochen. Preissteigerungen waren die Folge.
Weiterhin wurde die Preisentwicklung 2022 durch den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine verschärft. Da viele Unternehmen bislang Baustahl und andere Baustoffe aus Russland oder der Ukraine bezogen, erhöhten sich die Energiepreise und es kam verstärkt zu Lieferengpässen. Diese Auswirkungen spüren wir bis heute.
Welche Baustoffpreise steigen?
Die Baubranche muss sich auf weiter steigende Preise für mineralische Baustoffe einstellen. So hat der Preis für Zement, Kalk- und gebrannten Gips im Zeitraum von Januar 2022 bis Januar 2023 um 40,7 Prozent zugelegt.
Auch Vliese sind im Vorjahresvergleich um 30,6 Prozent teurer geworden. Asphaltmischgut verzeichnete einen Preisanstieg von 29 Prozent, Ziegel von 25,1 Prozent und Erzeugnisse auf Beton, Zement und Gips von 20,9 Prozent.
Eine genauere Aufschlüsselung zu weiteren Baustoffen finden Sie in den nächsten Absätzen.
Welche Auswirkungen haben die hohen Preise für Baustoffe?
Die hohen Baustoffpreise und der Materialmangel sorgen dafür, dass viele Unternehmen Projekte nicht fertig stellen können oder sogar Baustopps notwendig werden. Bauprojekte sind nicht mehr kalkulierbar. Immer öfter müssen sich Auftraggebende und -nehmende fragen, ob sich der Start eines Bauprojekts lohnt. Und Bauunternehmen sind gezwungen die hohen Rohstoffpreise weiterzugeben. Hohe Baupreise führen dazu, dass es zu immer mehr Auftragsstornierungen kommt – vor allem im Wohnungsbau. Arbeitsplätze sind gefährdet (Quelle: zdb).
Rückblick: Steigende Baustoffpreise in den letzten Jahren
Im Folgenden betrachten wir kurz, wie sich die Baustoffpreise in den letzten Jahren entwickelt haben, bevor wir einen Blick auf die gegenwärtigen Prognosen zur Preisentwicklung werfen.
Preissteigerung von Baumaterialien im Jahr 2021
Laut Statistischem Bundesamt war Bauen im Jahr 2021 so teuer wie noch nie seit 1949. Konkret sieht die Preisentwicklung für Baumaterialien im Jahr 2021 gegenüber 2020 folgendermaßen aus (Quelle: destatis):
Preisentwicklung von Baustoffen im Jahr 2022
Dem Statistischem Bundesamt zufolge waren nahezu alle Baustoffe im Jahresdurchschnitt 2022 noch einmal deutlich teurer als im Vorjahr, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte. Preissteigernd wirkten sich vor allem die hohen Energiepreise auf energieintensiv hergestellte Produkte aus, wie beispielsweise Stahl und Glas (Quelle: destatis):
Preisentwicklung von Baustoffen im Jahr 2023
Im Januar 2023 setzt sich die Entwicklung der Baustoffpreise differenziert fort: Bei den meisten Baumaterialien scheint der Zenit Mitte 2022 erreicht worden zu sein. Im Vormonatsvergleich und Vorjahresvergleich bedeutet das die folgenden Preissteigerungen bei Baustoffen (Quelle: zdb):
Baumaterialien | Änderung von Januar 2022 auf Januar 2023 | Änderung von Dezember 2022 auf Januar 2023 |
---|---|---|
Dieselkraftstoff für Straßen- und Schienenfahrzeuge | +15,0 Prozent | +0,8 Prozent |
Betonstahl in Stäben, warmgewalzt | -7,0 Prozent | -2,2 Prozent |
Bitumen aus Erdöl | +3,6 Prozent | -2,7 Prozent |
Asphaltmischgut auf Grundlage von Schotter, Splitt | +29,0 Prozent | +1,5 Prozent |
Polymere des Vinylchlorids (Plaste, KG-Rohre, Folien) | +1,4 Prozent | -0,5 Prozent |
Erzeugnisse aus Beton, Zement und Gips | +20,9 Prozent | +7,0 Prozent |
Polyurethane, in Primärform (Schaum) | +2,9 Prozent | -1,9 Prozent |
Kies, Sand, gebrochene Natursteine | +15,5 Prozent | +7,3 Prozent |
Polymere des Styrols, in Primärformen (Dämmung) | +7,7 Prozent | -0,6 Prozent |
Zement, Kalk, gebrannter Gips | +40,7 Prozent | +11,9 Prozent |
Bauholz, nach DIN 4074/S10 KVH | -16,6 Prozent | -4,3 Prozent |
Ziegel | +25,1 Prozent | +9,2 Prozent |
Vliese | +30,6 Prozent | +0,0 Prozent |
Prognosen für die Baustoffpreise je Baumaterial
Nachdem wir die vergangenen Preisentwicklungen von Baustoffen analysiert haben, wollen wir einen Blick in die Zukunft wagen und die Prognosen zu den Baustoffpreisen für Holz und Co. betrachten.
Holzpreis: sinkende Holzpreise 2023
Die derzeitige Prognose für den Holzpreis ist, dass er 2023 weiter sinken wird. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einer politisch zusehends eingeschränkten Brennstoffnutzung über das Verbot von Förderungen für Holzheizungen bis hin zur Inflation.
Die Nachfrage sinkt, der Preis daher auch. Nach den Spitzenpreisen der vergangenen Jahre und der panikartigen Nachfrage gibt der Index für Bauholz zum Dezember 2022 erkennbar um 4 Prozent nach, zum Januar 2023 sogar um 17 Prozent (Quelle: zdb).
Mineralische Baustoffe: starker Anstieg der Preise 2023
Die Preisentwicklung für Baustoffe scheint sich langsam zu beruhigen – die Ausnahme bilden mineralische Baustoffe.
So legen Kies, Sand und gebrochene Natursteine im Januar 2023 um circa 7 Prozent gegenüber dem Dezember 2022 zu. Parallel dazu bewegen sich Erzeugnisse aus Beton, Zement und Gips. Den größten Vorjahresunterschied kann man mit rund 41 Prozent bei Zement, Kalk und gebrannten Gips nachweisen (Quelle: zdb).
Stahl: Preisentwicklung 2023 positiv
Die Prognosen zur Preisentwicklung von Stahl sind 2023 positiv. Denn: Betonstahl in Stäben kostet im Januar 2023 7 Prozent weniger als im Januar 2022. Der Preis für Baustahl passt sich nach unten an (Quelle: zdb).
Dämmstoffe: Preisentwicklung 2023 nicht absehbar
Die Preise für Dämmstoffe sind aufgrund des Kunststoffmangels zuletzt stark gestiegen. So lag beispielsweise bei den Polymeren des Styrols, die für die Dämmung benötigt werden, eine Preissteigerung von 41,9 Prozent im Zeitraum von März 2021 bis März 2022 vor. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht – der Index stieg von Januar 2022 auf 2023 nochmals um 7,7 Prozent.
Baustoffpreise: Was Politik und Verbände nun fordern und umsetzen
Die Baustoffpreise sind weiterhin so hoch wie nie. Das ruft Verbände und die Politik auf den Plan. Was der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes fordert und was die Bundesregierung bisher umgesetzt hat, lesen Sie hier.
Forderungen des ZDB zur Preisentwicklung
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) fordert in Rahmen der Preissteigerungen für Baumaterialien (Quelle: zdb):
- Kurzarbeitergeld: Das Kurzarbeitergeld soll länger vereinfacht beantragbar sein, um Betriebe zu entlasten, die von Lieferengpässen betroffen sind.
- Sozialversicherungsbeiträge: Die Regelung zur Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen soll verlängert werden.
- Stoffpreisgleitklauseln: Bei neuen Aufträgen im öffentlichen Bau sollen Stoffpreisgleitklauseln Beachtung finden.
- Sanktionen bei Verzögerung: Verzögert sich der Bauablauf aufgrund von Lieferengpässen soll auf Sanktionen verzichtet werden.
- Rohstoffstrategie: Es braucht eine nationale beziehungsweise europäische Rohstoffstrategie für Baustoffe.
Bundesregierung erlässt Sonderregeln
Weil die Baustoffpreise für Stahl, Bitumen und weitere Baumaterialien aufgrund der Ukraine-Krise teils rasant gestiegen sind, reagierte die Bundesregierung und erließ Sonderregeln, die vom 25. März bis zunächst 30. Juni 2022 galten (Quelle: bmwsb.bund). Nun wurden diese Sonderregeln bis Ende Juni 2023 verlängert (Quelle: vwh).
Die Regelungen gelten für Stahl und Stahllegierungen, Aluminium, Kupfer, Erdölprodukte (Bitumen, Kunststoffrohre, Folien, Dichtbahnen, Asphaltmischgut), Epoxidharze, Zementprodukte, Holz und gusseiserne Produkte.
Der Erlass regelt folgende Punkte:
- Stoffpreisgleitklausel für Betriebsstoffe
- Neue Vergabefahren
- Laufende Vergabeverfahren
- Anpassungen in bestehenden Verträgen
Bundesregierung erlässt Strom- und Gaspreisbremsen
Die Bundesregierung entlastet die Bauindustrie mit Strom- und Gaspreisbremsen ab Januar 2023.
Strom:
- Für Unternehmen mit weniger als 30.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch soll der Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs gedeckelt werden.
- Für Unternehmen mit mehr als 30.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch liegt der Deckel bei 13 Cent des Netto-Arbeitspreis für 70 Prozent des historischen Strom-Verbrauchs.
Gas:
- Für KMUs, die weniger als 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, wird der Gaspreis auf 12 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Jahresverbrauchs gedeckelt.
- Für Unternehmen mit mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden Jahresverbrauch wird der Netto-Arbeitspreis pro Kilowattstunde auf 7 Cent gedeckelt. Hier gilt die Gaspreisbremse für 70 Prozent des Gasverbrauchs.
Für den übrigen Verbrauch zahlen die Betriebe den regulären Marktpreis (Quelle: bmwk).
Fazit: Hohe Baustoffpreise 2023 weiterhin Thema
Die Folgen der Corona-Pandemie, weitere Krisen sowie der Konflikt in der Ukraine treiben die Baustoffpreise nach oben. Die Baubranche muss sich auch 2023 darauf einstellen, dass die Preisentwicklung für Baumaterial volatil ist. Genaue Vorhersagen zu den Preissteigerungen sind kaum zu treffen. Nur eines ist sicher: Baumaterialien bleiben teuer.
Wenn Sie mehr zur Chronologie der Lieferengpässe und Preisanstiege von Baustoffen erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel zum Baustoffmangel sowie zum Holzpreis. Und in unserem Artikel „Prognose für die Bauwirtschaft“ erfahren Sie, wie sich das Baugewerbe allgemein entwickelt.
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