North America's largest living wall

Vorhang auf für den größten vertikalen Garten Nordamerikas

Eine neue Eigentumswohnanlage in Texas wird mit einem vertikalen Garten ausgestattet, der so groß ist, dass seine Befürworter annehmen, dass er zur Reduzierung der Luftverschmutzung in diesem Gebiet beitragen wird

Später in diesem Jahr wird die in Austin ansässige Rastegar Property Company den Grundstein für eine 26-stöckige Wohnanlage in Emerald Bracelet legen, einer sich durch die Innenstadt von Dallas ziehenden Grünfläche.

Das Wohngebäude umfasst eine Grünanlage, die sich vertikal entlang des Gebäudes erstreckt und nach Angaben der Bauträger den höchsten vertikalen Garten Nordamerikas bilden soll. Rastegar arbeitet dabei mit dem in Chicago ansässigen Planungsbüro Zauben zusammen. Gemeinsam soll ein vertikaler Garten mit etwa 40.000 Pflanzen geschaffen werden, die an das Klima in Texas angepasst sind.

Ein Hoch auf den vertikalen Garten

In Europa und Südostasien sind vertikale Gärten schon länger populär, aber in den USA ist der Trend erst vor Kurzem angekommen. Planer und Entwickler suchen immer öfter nach innovativen und ästhetisch ansprechenden Wegen, um grünere Baustandards zu erfüllen, erklärt Zach Smith, CEO von Zauben. In den letzten Jahren ist eine Welle von Gründachkonzepten durch Städte im ganzen Land geschwappt –von San Francisco über Denver bis New York.

Eine Darstellung des Sockels der 26-stöckigen Wohnanlage im „Emerald Bracelet“, einer sich durch die Innenstadt von Dallas ziehende Grünfläche, auf der das in Austin ansässige Bauunternehmen Rastegar Property in diesem Jahr den Grundstein legt.

Laut Josh Eadie, Vice President of Real Estate bei Rastegar, gehört Nachhaltigkeit zum Ethos des Unternehmens. Vertikale Gärten und grüne Dächer bieten schließlich zahlreiche ökologische und wirtschaftliche Vorteile.

Vertikale Gärten können als Isolatoren fungieren, um Gebäude im Sommer kühl und im Winter warm zu halten. Zudem können sie den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten senken sowie Regenwasser absorbieren und so das Hochwasserrisiko verringern. Schließlich können vertikale Gärten dem städtischen Wärmeinseleffekt entgegenwirken, bei dem asphaltierte Städte mehr Sonnenstrahlung absorbieren und dadurch deutlich wärmer werden als ihre ländlichen Pendants.

„Würde man in Manhattan die gläserne Skyline gegen grüne Dächer tauschen, ließe sich die Temperatur der gesamten Stadt um bis zu 8 Grad senken“, so Smith.

Bekämpfung der Luftverschmutzung

Vertikale Gärten können in Städten auch zur Bekämpfung der Luftverschmutzung beitragen. Pflanzen können die Luft in Innenräumen und im Freien filtern und so die Kohlendioxid-, Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung in der Atmosphäre reduzieren.

Die Luft von Dallas ist stark verschmutzt.

Texas stößt nach Angaben der U.S. Energy Information Administration mehr Kohlendioxid aus als jeder andere Bundesstaat. Dallas, der größte Ballungsraum des Bundesstaates, zu dem auch die Stadt Fort Worth gehört, ist eines der am stärksten verschmutzten Gebiete des Landes. Texas hat jedoch erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Luftqualität zu verbessern. So ist die Zahl der Tage mit hohen Ozonwerten im Dallas County nach Angaben der American Lung Association in den letzten zwei Jahrzehnten zurückgegangen.

Die Metropolregion von Dallas gehört zu den Gebieten mit der schlimmsten Luftverschmutzung in den USA. Die Bauherren des Gebäudes hoffen, dass sein 40.000 Pflanzen umfassender vertikaler Garten zur Reinigung der Umgebungsluft beitragen kann.

Nichtsdestotrotz können steigende Temperaturen die Bildung von Ozon fördern und die hart erkämpften Erfolge der texanischen Behörden zunichtemachen. Der Klimawandel wird die Verbesserung der Luftqualität noch schwieriger für die Stadt machen.

Nach dem Bau sollen die 40.000 immergrünen Pflanzen des vertikalen Gartens jedes Jahr etwa 550 Kilogramm Sauerstoff produzieren und gleichzeitig ca. 725 Kilogramm Kohlendioxid aus der Atmosphäre ziehen. Das entspricht der Verbrennung von etwas mehr als 300 Liter Benzin – ein Tropfen auf den heißen Stein bei dem Verkehrsaufkommen und der Infrastruktur von Dallas.

Die Pflanzen wachsen in Mineralwolle, einer Erde aus vulkanischem Gestein, die Feuchtigkeit hält, sodass der Garten weniger häufig gegossen werden muss. Die Wand wird zudem mit dem „Internet der Dinge“ ausgestattet sein. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Sensoren, die Daten über die Boden- und Pflanzengesundheit sowie über Feuchtigkeit und Sonnenlicht sammeln, die von Landschaftsgärtnern zur gezielten Pflanzenpflege genutzt werden können.

Eine Großaufnahme des 26-stöckigen Apartmentgebäudes, das in Dallas als Teil des „Emerald Bracelet“-Projekts gebaut wird, das unter anderem einen etwa acht Kilometer langen Wander-/Radweg entlang der inneren Stadtautobahn von Dallas vorsieht.

Die Bauherren des Gebäudes wissen, dass selbst der höchste vertikale Garten Nordamerikas das Luftverschmutzungsproblem der Stadt nicht lösen wird. Sie hoffen aber, dass er zumindest helfen kann und gleichzeitig als Beispiel dafür dient, was für künftige grüne Gebäude möglich ist.

„Wir hoffen, dass wir damit einen Trend starten“, sagte Eadie.

Das Hinzufügen von vertikalen Gärten und grünen Dächern zu Strukturen kann immer noch ein kostspieliges Unterfangen sein, das hohe Installationskosten mit sich bringt und eine sorgfältige Wartung erfordert. Aber Zauben gibt an, dass das Unternehmen Systeme entwickelt hat, die vertikale Gärten in dieser Größenordnung sowohl physisch als auch wirtschaftlich realisierbar machen.

Rastegar ist zuversichtlich, dass die Stadtbewohner dieses kleine Stück Natur als Aufwertung ihres Lebensraums erfahren werden. Untersuchungen zufolge wirkt sich die Natur sowohl auf die körperliche als auch die geistige Gesundheit positiv aus.

„Es macht nicht nur aus der Perspektive der sozialen Verantwortung, sondern auch geschäftlich Sinn“, so Eadie.

Das ist die neue Geheimwaffe in Los Angeles’ Kampf gegen den Klimawandel.