Sandknappheit: Wird weltweit der Sand knapp?

Sand wird knapp – doch warum? Die Gründe und Folgen der Sandknappheit für die Baubranche sowie Prognosen zum Sandmangel lesen Sie hier.

Kurz und kompakt: Das Wichtigste zur Sandknappheit

Weltweit wird Sand knapp – das kann unter anderem Auswirkungen auf die Baubranche haben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Sandmangel haben wir im Folgenden für Sie zusammengestellt.

Warum wird Sand knapp?

Einer der Gründe, warum Sand knapp wird, ist der Bauboom, der die Nachfrage weltweit ansteigen lässt. Sand wird zum Beispiel zum Herstellen von Beton oder Glas verwendet und ist ein wichtiger Rohstoff für die Baubranche. Gleichzeitig kann nicht jede Art von Sand in seinen natürlichen Vorkommen zum Bauen verwendet werden – Wüstensand beispielsweise ist nicht geeignet.

Welche Folgen hat die Sandknappheit?

Der zunehmende Sandmangel hat Konsequenzen für Umwelt und Mensch. Einerseits kann der fortschreitende weltweite Sandabbau in Naturzonen, wie Küsten oder Flussmündungen, eine Gefährdung der Ökosysteme vor Ort zur Folge haben. Auf der anderen Seite kann es zu Preissteigerungen auf dem Sandmarkt kommen, was sich zum Beispiel auf Bauvorhaben, Industrie oder die Energiebranche auswirkt.

Welche Prognosen gibt es zum Sandmangel?

Laut eines Berichts des UN-Umweltprogramms werden bis zu 50 Milliarden Tonnen an Sand-Ressourcen im Jahr verbraucht. Das entspricht einer Verdreifachung während der letzten zwei Jahrzehnte. Bei wachsenden Bevölkerungszahlen und einer zunehmenden Urbanisierung sei weiterhin eine Nachfragesteigerung abzusehen – die UN gehen von 6 Prozent pro Jahr aus (Quelle: unep).

Welche Baustoffe gibt es?

Woher man weiß, dass Sand knapp wird

Zwar wird die Sandproduktion nicht überwacht, wohl aber die Herstellung von Beton und Zement. Anhand der Produktionsdaten für diese Baustoffe können Beobachter:innen der Branche abschätzen, wie viel und von wem Sand aus dem Boden entnommen wird.

Sandknappheit – oder warum Sand wichtig ist

In den letzten Jahren wurde immer mehr Sand verbraucht, was heute zu einer Sandknappheit führt. Wie wichtig Sand ist und was das mit dem Sandmangel zu tun hat, lesen Sie hier.

Sand als wichtiger Baustoff

Nach Angaben der Vereinten Nationen ist Sand nach Wasser die weltweit zweitwichtigste Ressource, gemessen an Abbau- und Handelsvolumen, und der primär genutzte Feststoff (Quelle: unep).

Sand stellt die Grundlage für einige der am häufigsten verwendeten Materialien dar, unter anderem für Beton als Verbundmaterial aus Kies und Sand. Damit wird die Nachfrage nach neuen Häusern, Geschäftsgebäuden, Straßen und anderen Infrastrukturprojekten gedeckt. Neben der Zement- und Betonherstellung gibt es zahlreiche weitere Anwendungsbereiche wie die Glasproduktion oder für die Elektronik.

Weltweiter Sandverbrauch steigt

Die weltweite Nachfrage nach Sand und Zuschlagstoffen ist riesig: Die UN schätzten sie auf etwa 40 bis 50 Milliarden Tonnen im Jahr 2019. Zunächst hatte die Corona-Pandemie zu einem Rückgang des weltweiten Sandverbrauchs geführt. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Wiederaufnahme der globalen Wirtschaftstätigkeit sowie der erhöhte Bedarf an Baumaßnahmen, im Rahmen der Erholungspläne für die Wirtschaft, diese Zahl schnell wieder in die Höhe treiben wird. Die UN rechnen mit einem Wachstum von beinahe 6 Prozent pro Jahr (Quelle: unep).

China benötigt sehr viel Sand

China, das für 32 Prozent der globalen Bautätigkeit im Jahr 2020 verantwortlich ist (Quelle: Global Construction 2030), stellt mehr Zement und Beton her als der Rest der Welt zusammen; für beide Materialien wird Sand benötigt.

Eine weitere erstaunliche Statistik besagt, dass China seit 2003 alle drei Jahre mehr Beton gegossen hat als die USA im Laufe des gesamten 20. Jahrhunderts (Quelle: chathamhouse). Es überrascht nicht, dass China laut der OEC im Jahr 2020 der Top-Importeur für Sand war, wie Sie der nachfolgenden Abbildung entnehmen können (Quelle: OEC).

Infografik mit Import von Sand je Land
Weltweit hat China beim Sandverbrauch die Nase vorne.

Folgen des weltweiten Sandabbaus

In Bericht des UN-Umweltprogramms aus dem Jahr 2022 wird auf den ökologischen Einfluss des weltweiten Sandabbaus und seine Folgen aufmerksam gemacht. Sand nehme in seinen natürlichen Vorkommen wichtige ökologische Funktionen ein. So könne der Sandabbau in Naturzonen wie Küsten, Stränden oder Flüssen negative Konsequenzen für die Ökosysteme haben. Mögliche Folgen seien beispielsweise die Gefährdung der Biodiversität sowie eine zunehmende Bodenerosion und Grundwasserversalzung (Quelle: unep).

Alt-Tag: Ökosystem Strand
Sand hat in Naturzonen eine wichtige ökologische Funktion – ein unkontrollierter Sandabbau kann zu einer Gefährdung der Umwelt führen.

In vielen Gebieten erfolge der Abbau von Sand bisher ohne ausreichende Standards und Kontrollen. Teilweise werde bereits mehr Sand verbraucht, als dass er sich auf natürlichem Weg reproduzieren kann. Der weltweite Sandabbau hat Einfluss auf sämtliche Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals), weshalb es dringend Maßnahmen brauche, um eine globale Krise abzuwenden (Quelle: unep).

Die Folgen einer möglichen Sandknappheit haben nicht nur Auswirkungen auf die Baubranche, sondern zeichnen sich auch in anderen Branchen ab, so zum Beispiel der Industrie, dem Energiesektor oder dem sozialen Bereich. Der Baustoff Sand müsse daher als strategische Ressource eingeordnet werden (Quelle: unep).

Lösungen für die Sandknappheit

Im Bericht der UNEP aus dem Jahr 2022 werden außerdem notwendige Schritte zur Vorbeugung der Sandknappheit konkretisiert. Unter anderem werden der Ersatz von Sand durch alternative Materialien sowie der nachhaltige Umgang mit der Ressource als mögliche Lösungsansätze genannt.

Bagger lädt Sand in einen Laster
Aufgrund des weltweiten Baubooms wird Sand zunehmend knapp – bessere Kontrollen und Standards sollen der Krise vorbeugen.

Die 10 Forderungen der UN

Die UN nennt zehn konkrete Empfehlungen, die dem drohenden Sandmangel entgegenwirken können (Quelle: unep):

  1. Sand als strategische Ressource definieren.
  2. Ortsbasierte und gerechte Perspektiven für den Übergang zum nachhaltigen Umgang mit Sand schaffen und dabei die Interessensgruppen vor Ort einbeziehen.
  3. Einen Paradigmenwechsel hin zu einer regenerativen Zukunft anstoßen.
  4. Strategische Regelungen und Gesetzesgrundlagen einführen.
  5. Einen rechtlichen Rahmen für Eigentum und Zugang zu Sandressourcen festlegen.
  6. Sandressourcen erfassen, kontrollieren und dokumentierten.
  7. Best Practices und nationale Standards schaffen, die sich in einem einheitlichen globalen Rahmen bewegen.
  8. Eine effiziente Ressourcennutzung und Zirkularität fördern.
  9. Verantwortung für die Herkunft der Sand-Ressourcen übernehmen, insbesondere bei Unternehmen und Organisationen.
  10. Bereits bestehende Schäden ausgleichen und Ökosysteme wieder aufbauen.

Langfristige Ressourcenplanung

Abgesehen von gelegentlichen Ausreißern leiste die Branche „hervorragende Arbeit“ bei der Deckung des Materialbedarfs, so Mark Russell, der für Planung und mineralische Rohstoffe zuständige Exekutivdirektor der MPA (britische Handelsvereinigung Mineral Products Association). „Aber mit Blick auf die Zukunft brauchen wir dringend einen langfristigen Plan und eine Überarbeitung des Systems, um das Angebot an Mineralien aufrechtzuerhalten und die Nachfrage zu decken, die größtenteils von der Regierung selbst erzeugt wird“, fügt er hinzu.

Russell hält es für dringend erforderlich, die Beurteilung materieller Ressourcen und Beschaffungsprüfungen zum „Bestandteil jeder Projektbewertung bei großen Infrastruktur- und Entwicklungsprojekten“ zu machen. „Das würde Transparenz gewährleisten und der Industrie die Zeit geben, um Reserven zu planen und Kapazitäten zu berücksichtigen“, meint er.

Wie lange reicht der Sand noch?

Kann der Welt nun tatsächlich der Sand ausgehen? Nein, sagt die britische Handelsvereinigung Mineral Products Association. Die MPA bestätigt die 2019 im UN-Bericht genannten Punkte, betont jedoch, dass die bestehenden Engpässe nicht auf eine „Verknappung“, sondern auf den Baustoffmangel infolge der Corona-Pandemie zurückzuführen sind.

Auch wenn die Frage, wie lange der Sand noch reicht, damit hinfällig zu sein scheint, so bestehen doch berechtigte Sorgen einer abnehmenden Verfügbarkeit von zugelassenen Mineralien. Zudem machen die ökologischen Folgen des weltweiten Sandabbaus und der erhöhte Baubedarf durch die Corona-Pandemie, Bevölkerungszuwachs und Urbanisierung, die Dringlichkeit des Themas deutlich.

Alternativen für den Baustoff Sand

Gibt es für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Vorräte tatsächlich knapp werden, Alternativen zur Verwendung von Sand im Baugewerbe? Ja, teils gibt es diese bereits.

Forschende der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass wiederverwertete Kunststoffabfälle unter bestimmten Umständen zur Verdickung von Sand als Baustoff genutzt werden können, auch wenn ein Verhältnis von 10 Prozent Kunststoffabfällen zu 90 Prozent Sand nicht sehr vielversprechend klingen mag (Quelle: BBC).

In der Baubranche können als Alternative zum Sand in seinen Fertigungsformen auch andere Baustoffe stärker in den Fokus rücken: In unserem Blog erfahren Sie zum Beispiel mehr zu

Auch auf Baustoffe der Zukunft dürfen wir hoffen, so zum Beispiel auf das Superwood.

Fazit: Sandknappheit erfordert umsichtiges Handeln

Die aktuelle Situation macht deutlich, dass ein Umdenken im Umgang mit Sand stattfinden muss. Die Branche muss wachsam vorgehen und verantwortungsvoll auf Hersteller- und Nutzerseite handeln, um einer Sandknappheit vorzubeugen. Auch seitens der Politik sind rechtliche Rahmenbedingungen gefragt, um den weltweiten Sandabbau so zu gestalten, dass die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt wird. Mit der unvermeidlichen Nachfrage durch zunehmende Bautätigkeit wird die Verwaltung und Überwachung der Sand-Ressourcen, und die Sicherstellung ihres möglichst nachhaltigen Abbaus, zu einem kritischen Faktor.

Doch nicht nur Sand ist derzeit knapp. Informieren Sie sich in unserem Blog über den Baustoffmangel sowie die aktuelle Preisentwicklung für Baumaterial. Immer Up-to-date sind Sie außerdem mit unserem Artikel zur Prognose für die Bauwirtschaft.

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